Feuer im Graben
Verheißungsvolles rosa Glimmen, dann ein Krach. Der Käfig, der sich vor dem Alkoholator aus dem Bühnenboden schiebt, ist steckengeblieben. Technische Störung in der Untermaschinerie. Die ins Tiefgeschoss der Wartburg verdrängten Triebe – verklemmt! Tannhäuser und eine hochschwangere Venus hieven sich durch die Dachluke und machen oben weiter, so gut es geht. Aber nicht lange. Nach rund zwanzig Minuten wird die Vorstellung unterbrochen: Sicherheitsrisiko. Fast eine Stunde dauert die unfreiwillige Zusatzpause, dann fängt Axel Kober noch mal von vorn an, nur die Ouvertüre lässt er weg.
Michelle Breedt und Torsten Kerl improvisieren, so gut es geht, erst mal ohne Käfig. Die Verunsicherung mag das ihre dazu beitragen, dass die Vorstellung musikalisch unspektakulär ausfällt: Torsten Kerl ist nicht ganz in Form – in der Generalprobe soll er weit besser disponiert gewesen sein – und spart sich seine Kräfte für die Romerzählung. Camilla Nylund gibt eine sehr anständige Elisabeth, Markus Eiche einen forschen Wolfram. Der Käfig ist erst im zweiten Aufzug wieder startklar. Macht nichts: Joep van Lieshouts Bühnenbild wird nächstes Jahr ja nicht mehr gebraucht. Sebastian Baumgartens heftig ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Wiebke Roloff
Es bietet sich ja wirklich an. Mit großer Geste schwingt die Treppe den Berg hinauf, wie von Skylla und Charybdis flankiert, vom Dom links, von der Sankt Severi Kirche rechts. Man muss schon blind sein, um die Eignung dieses Ortes als Bühne nicht zu erkennen.
Schon wenige Jahre nach der Wende, 1994, hat das Theater Erfurt damit begonnen, hier im Sommer die...
Dem bequem Üblichen und Überkommenen, dem Gewohnheitsgeplapper hat Nikolaus Harnoncourt sich stets entzogen. Auch und vor allem in der Musik. Nicht, dass man mit seiner Interpretation von Mozarts «Zauberflöte» 2012 bei den Salzburger Festspielen immer d’accord war. Manches schien doch ein wenig nach gewolltem «Anders-als-die-anderen» zu riechen, und man konnte die...
Eine frühe Aufnahme ist erhalten, aus den Sechzigern dürfte sie sein. Da steht er vor dem Orchester der römischen RAI, jung, rank, Afro-Frisur, und entfesselt Wagners «Meistersinger»-Vorspiel. Doch kein Stürmer und Dränger ist am Werk, der jugendfrisch charmiert. Lorin Maazel war schon viel weiter. Mit der Rechten werden die Wogen energisch kanalisiert, der...