Charpentier: «La Descente d' Orphée aux Enfers», Sänger und Instrumentalisten des Ensembles Correspondances, Sébastien Daucé, harmonia mundi HMM 902279 (CD); AD: 2016

Fatale Liebschaften

Charpentiers «La Descente d’Orphée aux Enfers» vorzüglich auf CD, Vincis «Didone abbandonata» durchwachsen auf DVD

Opernwelt - Logo

Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) – der breiteren Hörerschaft eher als Komponist eines Te Deums und der aus diesem gefilterten Eurovisionsfanfare bekannt – nahm sich des Orpheus-Mythos lange vor Gluck an. Doch seine Tragédie lyrique «La Descente d'Orphée aux Enfers» aus den Jahren 1686-87 blieb vermutlich unvollendet.

Geschrieben als Kammeroper für das zehn Sänger umfassende Ensemble von Charpentiers Mäzenin Marie de Lorraine, Herzogin von Guise, auch in deren Pariser Haus uraufgeführt, konzentriert sie sich in zwei Akten auf Euridices Tod sowie den Abstieg des Sängers in die Unterwelt und dauert nicht ganz eine Stunde.

Sébastien Daucé und sein Ensemble Correspondances nehmen sich des Werks mit Energie und ansteckender Freude an, die Instrumentalisten servieren die Musik locker flockig, als würden sie diese aus dem Moment neu erschaffen. Die Vokalisten, ebenfalls dem Emsemble Correspondances entstammend, überzeugen solistisch wie als homogenes Chorkollektiv. Der Sänger des Orpheus heißt Robert Getchell, ist ein haute-contre, was in der französischen Oper weniger als Countertenor denn als Tenor mit natürlicher, völlig unangestrengter vokaler Stratosphäre zu verstehen ist. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Im Labor

Da ging alles auf Anfang. Der neue Freiburger Intendant Peter Carp brachte bei seinem Opernstart mit Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen» gleich drei neue Damenstimmen ins Spiel, die Karriere machen könnten und die verstärkte Hinwendung zu einer festeren Ensemblekultur signalisieren: Samantha Gaul als koloraturaffine Olympia, Solen Mainguené als...

Für Anfänger und Fortgeschrittene

Sieben Uraufführungen, sieben Metropolen, sieben Stationen der Operngeschichte – «a soundtrack to the history of Europe», so Tristram Hunt, Direktor des Victoria & Albert Museums in London, will die Ausstellung «Opera: Passion, Power and Politics» sein. Einen Soundtrack gibt es tatsächlich, via Kopfhörer; er passt sich per Bluetooth flexibel dem Standort des...

Projektionen

Diese Farben! In allen Nuancen schillern, weben, leuchten sie aus Leos Janáčeks Natur. Morgenrot und Abendgold, Mondweiß und Sonnengelb, Waldgrün und Himmelblau. Das Leben ist bunt hier, voller Überraschungen und Kontraste. Ein sinnenpralles Mosaik, das in keinen Rahmen passt. Genau so klingen «Die Abenteuer der Füchsin Bystrouschka», jene 1924 in Brno...