Farbiges Kaleidoskop
Die Werkgeschichte von Karl Amadeus Hartmanns «Simplicius Simplicissimus» nach dem Roman von Grimmelshausen ist nicht ganz unkompliziert: Dem Werk von 1935/36 fügte Hartmann 1939 noch eine ausgedehnte Ouvertüre hinzu. Aber erst 1948 konnte unter dem ursprünglichen Titel «Des Simplicius Simplicissimus Jugend» im Bayerischen Rundfunk die konzertante Uraufführung stattfinden, ein Jahr später die szenische in Köln. 1957 zeigte Mannheim eine zweite Fassung.
Hierfür komponierte Hartmann die Dialoge als litaneiartige Rezitative und erweiterte den Orchesterapparat mit Harfe und zusätzlichem Schlagwerk. Er komprimierte die Handlung von sechs auf drei Bilder und ergänzte sie um eine – in der Partitur ausdrücklich Apotheose genannte – Wiederherstellung eines paradiesischen Urzustands. Außerdem verband er den ersten und zweiten Teil mit einem Zwischenspiel, das sich auf die Ouvertüre bezieht, Bachs Choral «Nun ruhen alle Wälder» zitiert und eine Rezitation des berühmten Gryphius-Gedichts «Die Thränen des Vaterlands» vorsieht.
Meist spielten die Theater seither diese Version letzter Hand – allerdings oft in einer vom Schott-Verlag 1965 veröffentlichten «reduzierten Fassung». Erst mit der ...
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