Fahr’ mit mir zum Himmel, Liebling!

Die Oper Bonn befördert Alberto Franchettis Erstling «Asrael» in einer musikalisch bezwingenden, szenisch missglückten Aufführung ans Tageslicht

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Die Oper ist eine katholische Kunstform und führt durch Himmel und Hölle, durch Verdammnis und Erlösung. Alberto Franchettis nach fast einhundert Jahren in Vergessenheit erstmals wiederaufgeführter «Asrael» erfüllt diese Bestimmung auf fast schon fatale Weise. Franchettis Librettist Ferdinando Fontana hat die krause Erzählung vom Engelspaar Asrael und Nefta, die jede Menge Opernklischees zu einem schwer genießbaren Mix verquirlt, im Untertitel als «Legende» bezeichnet. Im Kampf gegen Luzifer hat es Asrael in die Hölle verschlagen. Dort trauert er um seine verlorene Liebe.

Nefta ergeht es im Himmel nicht besser. Ein Teufelspakt gewährt Asrael ein Jahr Auszeit auf Erden. Hier begegnet er erst der männerscheuen Prinzessin Lidoria, deren Hand er ausschlägt, und verliebt sich dann in die kesse «Zigeunerin» Loretta – Turandot und Carmen lassen grüßen. Schließlich erlöst die ebenfalls zur Erde niedergestiegene, als Nonne in einem Kloster lebende Nefta den Irrenden. Asrael werden seine Sünden vergeben, beide kehren als Engel in die ewige Glückseligkeit des Himmels zurück. 

Der aus einer reichen jüdischen Familie stammende Franchetti hat in seinem 1888 uraufgeführten Opernerstling alles ...

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Opernwelt 12 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Uwe Schweikert

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