Expedition ins Nichts
Ein kleiner, weiß auf schwarz gestrichelter Stern leuchtet auf. Er wird größer, nimmt die Zuschauer mit ins Wunderreich der Nacht, ins Weltall, wo Planeten kreisen und Myriaden von Sternen. Die Reise endet im Nichts, in der Auslöschung. Es gibt kein Glück, weder in Cornwall noch auf Kareol, weder für Tristan noch für Isolde. Das ist in Hermann Schneiders «Tristan»-Inszenierung von Beginn an klar.
Der Einheitsraum von Falko Herold zeigt den Bauch eines heruntergekommenen (Raum-)Schiffs, in den sich einige Überlebende gerettet haben – neben einer Fülle von Leichen, die fast den ganzen Boden bedecken. Dass die Menschen, die hier noch leben, traumatisiert sind, ist nicht zu übersehen. Der junge Seemann und Hirte geistert wie ein Zombie durch die Szene. Lebendig sind allenfalls die beiden Dienerfiguren: Brangäne löffelt Joghurt, Kurwenal ist ein Comicfan. Tristan stakst dagegen solipsistisch durch den Raum. Nur Isolde in ihrem Business-Kostüm und mit hochgesteckten Haaren scheint einen Rest an Contenance bewahrt zu haben – selbst wenn sie aus dem Beautycase Morolds abgeschlagenen Kopf holt.
Erst der vermeintliche Todestrank reißt beide aus realer Zeit und Welt. Eine Spiegelwand ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Monika Beer
Es muss ein beschauliches Städtchen sein: Loudun, 7000 Einwohner, im Département Vienne südwestlich von Paris. Doch 1634 ereignete sich hier Grauenhaftes: Der charismatische Pfarrer des Ortes, Pater Grandier, wird der Hexerei für schuldig befunden, entsetzlich verstümmelt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Auslöser der Ereignisse, die Historiker heute als...
Dass (Opern-)Komponisten mit fortgeschrittenem Alter die Komik für sich entdecken, ist gar nicht selten. Verdis «Falstaff» ist sicher das bekannteste Beispiel. Doch auch Jules Massenet hat gegen Ende seiner Laufbahn mit «Panurge» (1911-1912 – posthum 1913 uraufgeführt) und zuvor mit «Don Quichotte» (1909) zwei komische Opern vorgelegt. Von der überbordend...
Der Kreis schließt sich. Was bislang an der logistischen Herausforderung, an den Probenbedingungen und am Geld scheiterte, soll im August auf einem stillgelegten Industriegelände in Birmingham endlich Wirklichkeit werden: die erste komplette Aufführung des «Mittwoch» aus Karlheinz Stockhausens siebenteiligem «Licht»-Zyklus. Mit der Vorbereitung des gigantischen...