Expedition ins Nichts
Ein kleiner, weiß auf schwarz gestrichelter Stern leuchtet auf. Er wird größer, nimmt die Zuschauer mit ins Wunderreich der Nacht, ins Weltall, wo Planeten kreisen und Myriaden von Sternen. Die Reise endet im Nichts, in der Auslöschung. Es gibt kein Glück, weder in Cornwall noch auf Kareol, weder für Tristan noch für Isolde. Das ist in Hermann Schneiders «Tristan»-Inszenierung von Beginn an klar.
Der Einheitsraum von Falko Herold zeigt den Bauch eines heruntergekommenen (Raum-)Schiffs, in den sich einige Überlebende gerettet haben – neben einer Fülle von Leichen, die fast den ganzen Boden bedecken. Dass die Menschen, die hier noch leben, traumatisiert sind, ist nicht zu übersehen. Der junge Seemann und Hirte geistert wie ein Zombie durch die Szene. Lebendig sind allenfalls die beiden Dienerfiguren: Brangäne löffelt Joghurt, Kurwenal ist ein Comicfan. Tristan stakst dagegen solipsistisch durch den Raum. Nur Isolde in ihrem Business-Kostüm und mit hochgesteckten Haaren scheint einen Rest an Contenance bewahrt zu haben – selbst wenn sie aus dem Beautycase Morolds abgeschlagenen Kopf holt.
Erst der vermeintliche Todestrank reißt beide aus realer Zeit und Welt. Eine Spiegelwand ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Monika Beer
Schaut man die Spielpläne der nächsten Saison durch, überkommt einen in Sachen Wagner und Verdi das große Gähnen. Nur wenige Häuser haben sich Originelles ausgedacht zu den Geburtstagen dieser zwei so unterschiedlichen Operntitanen des 19. Jahrhunderts, die sich zum 200. Mal jähren. In Leipzig beleuchtet man die drei Frühwerke Wagners neu, in Dresden konzentriert...
Giovanni Pacini? Ein weithin versunkener Name aus der Sphäre der Belcanto-Oper. 1796 in Catania zur Welt gekommen, hinterließ der Komponist bei seinem Tod angeblich über hundert Opern. Schon in Jugendjahren in Mailand debütierend, fand er sein durchweg in Italien verbrachtes Leben bedeutend genug, um eine Autobiografie zu schreiben. Findige Opernjäger können hier...
Nach der 1999 veröffentlichten Keilberth-Aufnahme (München, live 1963) und der 1986 bzw. 1988 in zwei Teilen konzertant mitgeschnittenen Produktion unter Otmar Suitner liegt nun ein weiterer Live-Mitschnitt von Pfitzners «Palestrina» vor – aus der Oper Frankfurt.
Ein knappes Jahr nach der Premiere (Regie: Harry Kupfer, vgl. OW 8/2009) wurde im Juni 2010...