Erstklassig gecastet
Warum verwendete Händel nicht den Librettotitel «Ginevra», warum nannte er das Stück nicht wenigstens «Ariodante ed Ginevra»? Weil er ein Macho war? Wohl kaum, tragen doch zehn seiner gut 40 Opern den Namen einer Heldin, darunter meisterliche Schöpfungen wie «Agrippina» und «Alcina». Es lag zweifellos an der historischen Divergenz von Lebensläufen; hätte er Roberta Mameli hören dürfen, die Titelgeschichte wäre anders gelaufen.
Denn in Drottningholms Schlosstheater macht die italienische Sopranistin jetzt Ginevra zur Hauptfigur, was dramaturgisch ohnehin der Fall ist, sängerisch aber keineswegs selbstverständlich, wenn eine Ann Hallenberg dem Ariodante ihren distinguierten, mit berückenden Valeurs ausgestatteten Mezzo leiht. Daneben behauptet sich nicht nur Mamelis ebenso durchdringendes wie leicht herbstlich getöntes Timbre, sie triumphiert geradezu in schauspielerischer Hinsicht und sorgt derart für das schwedische Sommerereignis des Jahres.
Überhaupt hat das älteste Barocktheater des Landes – Confidencen im Park von Ulriksdal ist noch älter, aber nicht originalgetreu erhalten – wieder erstklassig gecastet. Francesca Aspromonte gibt eine elegante, in jeder Lage mühelos ...
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Opernwelt September/Oktober 2019
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Volker Tarnow
Wo kühn Kräfte sich regen ... Vor 377 Millionen Jahren rast ein Meteorit mit 100 000 Stundenkilometern auf die Erde zu, schlägt im weiland noch auf der Südhalbkugel der Erde gelegenen heutigen Mittelschweden ein. Vier Kilometer Durchmesser hatte der Himmelsriese, der Krater, den er hinterlässt, umfasst derer 50. Siljansringen nennen die Schweden diese gigantische...
Seit 2016 zeigt die wiederhergestellte New York City Opera im «Pride»-Monat Juni thematisch passende Bühnenwerke. Dieses Jahr feierte die LGBTQ-Szene mit mannigfaltigen Veranstaltungen den 50. Jahrestag des Aufstands gegen gesetzliche Diskriminierung und Polizeiverfolgung bei einer Razzia in der «Stonewall»-Bar – und die NYCO beteiligte sich mit zwei...
Es hätte so schön sein können. Ein Wiedersehen mit seiner Geburtsstadt, ein tolles Stück, ein hervorragender Cast. Als Christoph von Dohnányi sich aber mit den Details der «Salome»-Inszenierung von Hans Neuenfels an der Berliner Staatsoper vertraut machte, warf er, kurz vor der Premiere im März 2018, das Handtuch – wegen «künstlerischer Differenzen». Ein...