Erkennst du ihn?
Richard Wagners «Parsifal» verlangt nicht das innovative, blechgepanzerte Orchester des «Rings» und keine konditionell grenzwertigen Gesangspartien à la Brünnhilde und Siegfried. Dennoch ist das «Bühnenweihfestspiel» mit seinem charakteristisch tiefgelegten Klang aus Streicher-Chiaroscuro und dominanten Männerstimmen (auch im Chor) ebenso offensichtlich für hochspezialisierte Fachkräfte geschrieben, wie man sie zu Wagners Zeiten nur an den großen Hofopern und eben in Bayreuth zur Verfügung hatte.
Was daran erinnert, dass Wagner die Festspiele auf dem Grünen Hügel mit ihren handverlesenen Ensembles nicht (nur) aus Größenwahn, sondern vor allem aus Unzufriedenheit mit den unzulänglichen Aufführungen der zeitgenössischen «Provinzbühnen» gründete.
Mittlerweile aber hat sich das Niveau der zweiten und dritten Häuser im Lande durch das internationale Musiker- und Sängerangebot so gesteigert, dass auch die großen Wagner-Dramen längst nicht mehr als «zwangvolle Plage» und belächelter Renommierakt für städtische Honoratioren erscheinen. Sicher sind die Anstrengungen für ein mittelgroßes Theater grenzwertig: Um Gäste für die großen Partien kommt man nicht umhin, das Orchester muss für ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Michael Struck-Schloen
Es ist seltsam. Es ist seltsam, ein Buch in die Hand zu nehmen, dessen Autor vor kurzem erst verstorben ist. Man sieht ihn vor sich, aber man weiß zugleich: Er ist nicht mehr da. Der Verlust, wenngleich kein persönlicher, wiegt schwer. Denn man verdankt diesem Autor (und Regisseur) etliche Stunden der Lust, der Heiterkeit, der politischen Auseinandersetzung, des...
ICH BIN SEHR DANKBAR
Laura Berman
Staatsoper Hannover
Seit ich 1983 nach Deutschland kam, lese ich die «Opernwelt». (Na ja, ich habe damals mit dem Magazin quasi Deutsch lesen gelernt!) Für Opernmacher:innen ist die Zeitschrift extrem wertvoll – zum Beispiel, um über die Arbeit von Kolleg:innen weit und breit gut informiert zu bleiben. Im enthusiastischen und...
Franz Schreker war sein eigener Librettist. So konnte er sein musikdramatisches Lebensthema noch kompakter an den Mann bringen: das Verhältnis von Traumwelt und Realwelt, das Mit- und Gegeneinander von Kunst und politischem, privat-lebensweltlichem Alltag. Seine Oper «Der Schatzgräber» entstand in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Nach der Frankfurter Uraufführung...