Erinnerung und Erneuerung
Ich bin ein frommer Mensch. Ich komme von der Kirchenmusik», sagt Thomas Daniel Schlee und schaut zum wolkenverhangenen Kärntner Himmel auf, als die ersten dicken Tropfen fallen. Sollte der Herrgott da oben etwa schon wieder die Schleusen öffnen? Einmal mehr sintflutartige Niederschläge schicken, die den Ossiacher See fast zum Überlaufen brachten – und das mitten im Juli? Das Wetter war ihm in diesem Jahr wahrlich nicht hold, dem Intendanten des Carinthischen Sommers. Aber was soll’s.
Ein Mann wie Schlee verschwendet seine Energien nicht an Dinge, auf die der Mensch ohnehin keinen Einfluss hat. Ein bisschen Demut vor der Schöpfung, vor den Rhythmen der Natur hält den Kopf frei für das Wesentliche. Zum Beispiel für die spirituelle Dimension der Musik, für jene hypnotische, unbegreifliche Qualität des Klanglichen, die uns mitunter trifft wie ein Blitz.
Vielleicht rührt diese scheinbar naive, ehrfürchtige, kindlich-neugierige Haltung von der Begegnung mit Olivier Messiaen, bei dem Schlee Komposition und Orgel studierte, als dieser gerade an seiner monumentalen Opernhymne zu Ehren des «Saint François d’Assise» arbeitete. Dieser siebte Sinn für das Einfache im Komplexen, für das Klare ...
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