Entrückte Diva
Es mag sein, dass diese Frau etwas ganz anderes ist. Keine Untote, die durch die Zeitalter geistert, dabei «Hunderte Kinder» hinterlässt, wie sie selbst behauptet – und fast ebenso viele gebrochene Herzen. Irgendwann steigt Emilia hier die kleine Showtreppe hinauf, breitet den Reifrock aus wie das Gefieder eines prächtigen Vogels, umkränzt von einem Koronagitter. Und sichtbar wird: eine Ikone, eine zum anbetungswürdigen Denkmal stilisierte Diva, nicht mehr von dieser Welt, entrückt in eine surreale Dimension.
Sehr nachvollziehbar ist das bei einem Werk, das ja «nur» Historisches als Folie braucht, in Wahrheit aber um die großen Lebenssinnfragen kreist – und sich dabei gern auch in den eigenen Handlungsfäden verheddert.
Noch nie ist «Die Sache Makropulos» am Tiroler Landestheater aufgeführt worden. So ganz trauen sich die Innsbrucker nicht ans Original. Man spielt zwar die kritische Neuausgabe, die im Herbst 2014 erstmals in München zu hören war, aber in der neuen deutschen Übersetzung von Kerstin Lücker. Leos Janáceks Sprachmelodie wird da nachgespürt, vor allem aber gibt es ein paar Modernismen bis Flapsigkeiten: Das Konversationsstück wird vorsichtig ins Heute geholt – und ist ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt April 2016
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Markus Thiel
Eigentlich ist diese Partitur eine komponierte Frechheit. Wenn Isabella, die weibliche Hauptfigur, sich aufregt («Allegro molto feroce»), dann soll sie innerhalb kürzester Zeit mehr als zwanzigmal das hohe a singen, dazu noch das hohe b und das hohe h – ohne dass die Stimme sich dazwischen entspannen könnte, ohne melodisch zwingende Phrasen. Nicht einmal ein...
Liest man die Aufführungsstatistik des Deutschen Bühnenvereins – unter den 50 meistgespielten Opern ist keine einzige jüngeren Entstehungsdatums –, bestätigt sich die Binsenweisheit, dass es Zeitgenössisches im heutigen Musiktheater schwer hat. Tatsächlich aber machen viele Häuser durchaus ihre Hausaufgaben. Das gilt auch für die norddeutschen Bühnen. Ob Flensburg,...
Neben Frida Leider und Kirsten Flagstad gab es vor achtzig Jahren noch eine weitere bemerkenswerte Interpretin der Isolde: Germaine Lubin (1890-1979). Die Pariserin muss auf der Bühne eine fesselnde Erscheinung gewesen sein, und die wenigen Aufnahmen, die das Label Marston jetzt zu einem Porträt zusammengestellt hat, lassen phänomenale vokale Fähigkeiten ahnen.
Lub...