Entrückte Diva
Es mag sein, dass diese Frau etwas ganz anderes ist. Keine Untote, die durch die Zeitalter geistert, dabei «Hunderte Kinder» hinterlässt, wie sie selbst behauptet – und fast ebenso viele gebrochene Herzen. Irgendwann steigt Emilia hier die kleine Showtreppe hinauf, breitet den Reifrock aus wie das Gefieder eines prächtigen Vogels, umkränzt von einem Koronagitter. Und sichtbar wird: eine Ikone, eine zum anbetungswürdigen Denkmal stilisierte Diva, nicht mehr von dieser Welt, entrückt in eine surreale Dimension.
Sehr nachvollziehbar ist das bei einem Werk, das ja «nur» Historisches als Folie braucht, in Wahrheit aber um die großen Lebenssinnfragen kreist – und sich dabei gern auch in den eigenen Handlungsfäden verheddert.
Noch nie ist «Die Sache Makropulos» am Tiroler Landestheater aufgeführt worden. So ganz trauen sich die Innsbrucker nicht ans Original. Man spielt zwar die kritische Neuausgabe, die im Herbst 2014 erstmals in München zu hören war, aber in der neuen deutschen Übersetzung von Kerstin Lücker. Leos Janáceks Sprachmelodie wird da nachgespürt, vor allem aber gibt es ein paar Modernismen bis Flapsigkeiten: Das Konversationsstück wird vorsichtig ins Heute geholt – und ist ...
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Opernwelt April 2016
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Markus Thiel
ARD-ALPHA
3.4. – 20.15 Uhr
Fritz Wunderlich – Leben und Legende.
Dokumentation von Thomas Voigt, Barbara und Wolfgang Wunderlich.
10./17./24.4. – 11.00 Uhr
Meisterklasse.
Ein Jahr mit den Opernprofis von morgen. Dokumentation von Olivia Hagemann über Kent Naganos Meisterklasse an der Bayerischen Staatsoper in München.
arte
1.4. – 5.25 Uhr
7.4. – 5.10 Uhr
13.4. – 5.20 Uhr
Fü...
Schon in der ersten Szene fällt das Stichwort, das wie ein Leitmotiv immer wiederkehren soll: «Wir arme Leut!» Auch für Paul-Georg Dittrichs neue «Wozzeck»-Inszenierung (in Bremen die erste nach 45 Jahren) ist die Unvereinbarkeit von existenzieller Armut und Tugend das Thema, das es auf zeitlose Gültigkeit hin zu überprüfen gilt. Deshalb legt sich die...
Mitunter relativieren Opernausgrabungen ein wenig das Licht, in dem historisch benachbarte Giganten glänzen. Zu den verkannten Tonschöpfern gehört der böhmische Komponist Florian Leopold Gassmann. Ab 1763 als Nachfolger Christoph Willibald Glucks am Wiener Hof, war er hörbar ein Vorarbeiter Mozarts. Doch im Gegensatz zu den beiden Kollegen ist der fähige Gassmann...
