Einer für alle

Geboren wurde Luciano Pavarotti als Sohn eines Bäckers in Modena, ausgebildet zunächst als Volksschullehrer. Seine Gesangstechnik lernte er vor allem bei Arrigo Pola (die wichtigsten Vokalisen wurden später veröffentlicht in: ­Leone Magiera, «Pavarotti. Mythos, Methode, ­Magie», Zürich 1992). Ettore Campogalliani wurde sein zweiter Lehrer. 1961 debütierte er als Rodolfo in «La Bohème» in Reggio Emilia. 1964 sprang er in dieser Partie für den ­erkrankten Giuseppe di Stefano an Covent Garden ein. In das gleiche Jahr fällt sein Debüt beim Festival in Glyndebourne. Ein Jahr später sang er erstmals an der Mailänder Scala (wo Herbert von Karajan dirigierte). Als Partner von Joan Sutherland eroberte sich Pavarotti das klassische ­Belcanto-Repertoire. Mit vierzig begann er Spinto-Partien zu singen und wagte sich 1991 sogar an den Otello. ­«Meine Stimme will Donizetti, ich aber will Verdi», sagte er einmal. Er folgte seinem Willen – und dem Sog des ­Kommerz. Die Opernhäuser wurden ihm zu eng. Seine Fans füllten Stadien, Arenen, Messehallen und Hangars. Und er konnte die Massen verführen. Nicht nur mit dem hohen C. Im Alter von einundsiebzig Jahren ist der populärste Tenor der Welt an Krebs gestorben.

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Selbst sein Tod geriet zum Medienereignis. Nur wenige Stunden, nachdem Luciano Pavarotti in den Morgenstunden des 6. September einem Krebsleiden erlegen war, sendeten die Radioanstalten erste Nachrufe. Am Abend desselben Tages räumten die Hauptnachrichtensendungen der Kunde von seinem Tod einen Platz ein, wie er nur wenigen Persönlichkeiten des ­öffentlichen Lebens gewährt wird.

Bereits zwei Tage später fand eine große Trauerfeier in der Kathedrale seiner Heimatstadt Modena statt, zu der sich eine gewaltige Menschenmenge in und vor dem Gotteshaus versammelte, darunter viele Prominente aus der Politik und dem Kulturleben. Die weltweit live vom Fernsehen übertragene Veranstaltung, eine Mischung aus Staatsbegräbnis und Pop-Event, war aber nur Teil einer vielfältigen medialen Nachbereitung von Leben und Wirken des ­Sängers, die vom seriösen Porträt über die Wiederholung von Fernseh-Opernproduktionen bis zur ge­nüsslichen Ausbreitung vermeintlicher Eheprobleme und Nach­­lassquerelen in den Niederungen der Klatschpresse reichte und immer noch reicht.
Die meisten Opernsänger verlassen die Bühne des Lebens ohne großes öffentliches Aufsehen. Pavarottis Hinscheiden hingegen wurde mit dem ...

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Opernwelt November 2007
Rubrik: Abschied, Seite 4
von Thomas Seedorf

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