Eine Klasse für sich

Melanie Diener über Geschlechterrollen, starke Frauen und Image-Verweigerung

Opernwelt - Logo

An der Berliner Staatsoper Unter den Linden haben Sie gerade Ihr Rollendebüt als Janáˇceks Katja Kabanova gegeben – mit einem Regisseur, Michael Thalheimer, der vorher noch nie eine Oper inszeniert hat. Wie verliefen die Proben?
Sehr ungewöhnlich. Spannend. Thalheimer hat eine neue Form des Ausdrucks gesucht. Neu zumindest für die Oper. Es ist eine ganz eigene Personenführung. Die Bewegungen sind relativ reduziert, dabei aber sehr intensiv, markant und spannungsgeladen in den Konstella­tionen und Konfrontationen.

Das muss man aushalten, man muss konsequent bleiben! Thalheimer hatte eine ganz genaue Vorstellung von dem Stück, er wuss­te genau, was er wollte. Er ließ uns anbieten und übernahm davon Sachen, die in sein Konzept passten. Ansonsten gab er uns eine Richtung vor. Ich empfand das als sehr angenehm. Und sehr musikalisch. Er hat ja früher mal Schlagzeug in einer Band gespielt.

Die Kostelnicka und Emilia Marty gelten als die starken Frauenfiguren Janáˇceks; Jenufa und mehr noch ­Katja wirken im Vergleich dazu oft schwach, als bloße Opfer. Wie stark ist Katja?
Ich denke, dass sie für sich sehr stark ist. Sie hat viele Facetten, viele Farben. Sie wehrt sich, sie emanzipiert sich. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Interview, Seite 38
von Jochen Breiholz

Vergriffen
Weitere Beiträge
«Verantwortung kennen hier die wenigsten»

Herr Kuˇsej, Sie sollten 2004 in Bayreuth «Parsifal» inszenieren und in­­szenieren nun «Carmen», von Nietzsche als Gegengift zu Wagner empfohlen. War das Ihr Wunsch?
Nein, ich habe nie Wünsche in der Oper. Ich lasse mich gern verführen von Dirigenten oder Intendanten, die glauben, dass ich das eine oder andere Stück mit ihnen machen soll. Ich hatte große Vorbehalte...

«Fremd bin ich eingezogen»

s ist kalt in Frankfurt. Knappe zehn Minuten nur dauert der Weg vom Hauptbahnhof bis zum Schauspielhaus: weißlicher Atemhauch aus Trinkerkehlen, blinkende Sex-Shop-Leuchtschriften, misstrauisch dreinblickende Passanten und gierige Krähen, die sich um halbverzehrte Döner balgen. Gefrorene Herzen, einsames Elend der Heruntergekommenen. Und vorbeieilende Banker dazu,...

Sanfte Enttäuschung

Der ultimative «Eugen Onegin» ist dieser Mitschnitt aus der Wiener Staatsoper nicht, er hält lediglich ein regionales Ereignis fest: die mit berühmten Stimmen besetzte erste Wiener Aufführung der Oper in der russischen Originalsprache.
Das Unternehmen krankt schon vom Pult aus. Seiji Ozawa sucht das, was er für «russische Seele» hält, durch lähmend langsame Tempi...