Ein musikalischer Stolperstein
Am 26. März 1943 wurde Eugen Engel – 1875 im damals ostpreußischen Widminnen geboren – im Konzentrationslager Sobibor von den Nationalsozialisten ermordet. Noch als Jugendlicher nach Berlin gekommen, war der Halb-Autodidakt gern und oft gesehener Gast in der Oper – die entsprechenden Partituren hatte er stets im Gepäck. Obwohl eigentlich gelernter Kaufmann, nahm Engel privaten Kompositionsunterricht bei dem heute ebenfalls völlig vergessenen Otto Ehlers und schrieb ab 1914 eifrig an seiner «Grete Minde». 1933 vollendete er das Werk.
Seine Familie befand sich bereits im Exil in den USA, als er inhaftiert und getötet wurde. Engels Tochter allerdings hatte einen Koffer mit Kompositionen ihres Vaters vor dem Zugriff der Nazis gerettet. Doch erst die Enkelin war es, die diesen Koffer öffnete und darin die Partitur einer kompletten Oper fand: «Grete Minde». Das Libretto des abendfüllenden Stücks war eine Bearbeitung der gleichnamigen Novelle Theodor Fontanes, mit der sich der Schöpfer von «Effi Briest» erneut eine große, aber tragische Frauenfigur erschrieb: Grete Minde wird von allen verlassen. Als man sie auch noch um ihr (berechtigtes) Erbe bringt, zündet sie aus Rache ihre ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt April 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Susanne Westenfelder
Die Ära von Roland Geyer, dem Gründungsintendanten des Theaters an der Wien, neigt sich mit einer Produktion ihrem Ende entgegen, die wenig typisch ist für das Haus, an dem sich in den letzten Jahren Großtaten wie etwa Tatjana Gürbacas kühne «Ring»- Dekonstruktion ereigneten. Kurz vor der wegen Generalsanierung nötigen Schließung des Stammhauses und der Übernahme...
Erstaunlich, was eine Stimme so alles kann. Krakeelen kann sie, krächzen, kichern, krähen, kratzen, klopfen, klagen, kreischen. Und sie kann noch mehr: stammeln, stöhnen, seufzen, schwärmen und schreien. Das sei zu viel der geräuschhaften Zumutungen? Nicht, wenn der Komponist Jörg Widmann heißt und die Interpretin Sarah Aristidou. Zehn Minuten lang mäandert sie in...
Schon ihr Name war Musik und wurde im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre zum Synonym für Italien- und Opernsehnsüchte schlechthin. Am 15. März 1929 im umbrischen Perugia geboren, wo sie später auch ihre Ausbildung erhielt, war sie gerade einmal 20 Jahre alt, als sie im benachbarten Spoleto den ersten Preis bei einem Gesangswettbewerb gewann, der mit einem...