Editorial

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Dieser Name: Johannes Nicolaus Graf de la Fontaine und d’Harnoncourt-Unverzagt. Er will so gar nicht passen zu dem Mann, der von der Titelseite dieses Heftes ins Weite schaut. Dass er aus einem alten österreichischen Adelsgeschlecht stammte, war ihm so gleichgültig wie alles, was nach Konvention und Etikette roch. Ausgebeulte Hose, ­Gummistiefel, ein viel zu großer Schlabbermantel – so fühlte Nikolaus Harnoncourt sich wohl, wenn es ihn hinauszog in die Winterlandschaft am geliebten Attersee. Spartanisch, schlicht, bescheiden nimmt sich auch das alte Pfarrhaus in St.

Georgen aus, in dem dieser Jahrhundertmusiker (er hätte eine solche Charakterisierung empört zurückgewiesen) Anfang März gestorben ist. Ein fragender Freigeist, der sich das Schöne nur als Form und Ausdruck des Wahren vorstellen konnte. Ein von Musik besessener Forschungsreisender durch ­Zeiten und Räume, immer auf der Suche nach den verborgenen, verlorenen Geschichten, die er aus den Noten hörte. Bei ­Monteverdi wie Mozart, bei Rameau wie Bach und Beethoven – bis zu Bizet, Bruckner, Berg, Strawinsky und Gershwin wagte er sich vor.

Worauf es ihm ankam, hat Nikolaus Harnoncourt nicht nur in der ­musikalischen Praxis, ...

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Opernwelt April 2016
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Wiebke Roloff & Albrecht Thiemann

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