Editorial 6/22
Fangen wir mit der guten Nachricht an: Die Welt der Oper lebt. Und die «Opernwelt» ebenfalls. Die aktuelle Ausgabe ist die Nummer 750 – zureichender Grund, um den regen Austausch zwischen der musiktheatralen Kunst und der (möglichst kunstvollen) Kunst-betrachtung zu feiern. Da dieser Diskurs auch in unserem «Geschäft» alles ist, haben wir einige Intendantinnen und Intendanten deutschsprachiger Opernhäuser um ihr Statement gebeten und sind sowohl mit wohltuendem Lob als auch klug-sanfter Kritik bedacht worden.
Einer der Gratulanten hatte nun selbst Grund genug, massiv und lautstark Kritik zu üben. Seit 20 Jahren leitet Bernd Loebe die Oper Frankfurt und hat sie während dieses Zeitraums in die internationale Beletage geführt; mehrfach wurde der Musentempel am Main von den Kritikerinnen und Kritikern der «Opernwelt» zum «Opernhaus des Jahres» gekürt. Mit Frühlingserwachen aber dräuten dunkle Wolken an Hessens Himmel. Der Frankfurter Magistrat kündigte an, das Gesamtbudget für die Städtischen Bühnen im kommenden Jahr von gegenwärtig 78,8 Millionen (wovon 51, 9 Millionen für die Oper veranschlagt sind und 26,9 Millionen fürs Schauspiel) auf 71 Millionen Euro abzusenken; ganz zu ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Editorial, Seite 3
von Jürgen Otten
Es kann nicht gutgehen. Dieser Hermann ist ein hoffnungsloser Fall, ein einsamer Trinker, er gehört nicht dazu und läuft durch die Welt wie ein Wozzeck durch Sankt Petersburg. Beim fatalen Kartenspiel schaut er nur zu, und von der jungen Frau, die er anbetet, will er nicht einmal den Namen wissen, damit die Projektion nicht von der Wirklichkeit gestört wird. Und...
Wer hätte das gedacht? Eine «Medea» mit glücklichem Ausgang! Georg Caspar Schürmann, Sänger, Librettist, Komponist und seit 1707 Hofkapellmeister in Braunschweig, macht es möglich mit seiner 1720/22 erfolgreich am Hamburger Gänsemarkttheater aufgeführten Oper «Jason oder die Eroberung des Goldenen Vlieses». Nicht Medeas tragisches Ende mit dem Kindermord wird hier...
Mit seinen mehr als 400 Liedern gehört der Schweizer Othmar Schoeck zu den produktivsten musikalischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Im Konzert begegnet man den originellen, stilistisch zwischen Spätromantik und Moderne vermittelnden Kompositionen höchst selten. Selbst eine 2017 erschienene Gesamtedition seines Liedœuvres auf zwölf CDs hat nichts daran geändert....