Editorial
Aufregende Opernzeiten. Die Spielpläne dieses Monats wimmeln nicht nur von Premieren (das tun sie oft im Februar), sondern sie bieten Neues und Ungewohntes. Nehmen wir Bayern als Beispiel. In München wird nicht nur Peter Eötvös’ neue Oper (Text: Albert Ostermaier) uraufgeführt, sondern das Prinzregententheater flankiert mit den «Drei Schwestern» desselben Komponisten. Nebenan in Augsburg hat Schrekers «Der ferne Klang» Premiere. In Regensburg kommt (noch seltener) ein Werk von Simon Mayr auf die Bühne: «Il ritorno d’Ulisse». In Nürnberg läuft Rossinis rarer «Moïse».
Das sind nur Beispiele. Wenige Tage zuvor hat Schreker auch in Chemnitz Premiere («Der Schmied von Gent»), Darmstadt entdeckt den jungen Orff, der noch nicht nach Orff klingt. Wien bringt innerhalb weniger Tage zwei Uraufführungen: Reimanns «Medea» an der Staatsoper, Kalitzkes «Die Besessenen» im Theater an der Wien, die Kammeroper zieht mit und setzt Reimanns «Gespenstersonate» an.
Weil Intendanten, Dramaturgen und Musikchefs ihre Hausaufgaben so einfallsreich machen, ist die Sache mit den «schönsten Opern aller Zeiten» ein Trauerspiel gewesen. Da wird die Hauptsendezeit von 3sat immer wieder frei geräumt für Oper, und ...
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