Doppelgänger
Künstlerisch zunehmend erfolglos, aber trotzdem nach wie vor ein gefragter «Markenartikel», nahm der alternde Ruggero Leoncavallo das Angebot der Londoner Music Hall «Hippodrome» gerne an, dort eine halbstündige Kurzfassung seiner «Pagliacci» herauszubringen. Der Erfolg war überwältigend. Zweimal täglich wurde diese Version unter seiner Stabführung gespielt, aus den geplanten zwei Gastspielwochen wurden sechs. Also nahm der Komponist mit Freuden einen weiteren Auftrag an und komponierte für das «Hippodrome» eine Oper in veristischer Manier: «Zingari» (Die Zigeuner).
Als Vorlage diente Alexander Puschkins Verserzählung «Cygany», die unter dem Titel «Aleko» bereits 20 Jahre zuvor von Sergej Rachmaninow in Opernform gebracht worden war.
Eine junge «Zigeunerin» bringt ihren Geliebten, einen vornehmen Städter, ins Lager und setzt beim Stammesoberhaupt die Heirat mit ihm durch. Ein paar Monate später wendet sich das Liebesglück. Die Zigeunerin gibt sich einem Stammesgenossen hin; Aleko, der bei Leoncavallo Radù heißt, tötet sie und ihren Liebhaber. Die Parallelen zu den «Pagliacci» liegen auf der Hand. Leoncavallo diente sich mit diesem durch ein Intermezzo geteilten Zweiakter dem ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Ekkehard Pluta
Diese grandiose Groteske, die György Ligeti nach der Vorlage des flämischen Dramatikers Michel de Ghelderode schuf, lässt offen, wer in diesem absurden Theater nun wirklich der personifizierte Tod des Werktitels ist. Ein charismatischer Gaukler, der all den schrägen Gestalten des heruntergekommenen imaginativen Breughel-Lands einen höllischen Schrecken einjagen...
Wanderer, kommst du nach Macerata, begegnet dir das Wissen – und noch einiges mehr. Die mittelalterliche 40.000-Einwohner-Stadt, rund 50 Kilometer südlich von Ancona gelegen, ist nicht nur Sitz der 1290 gegründeten Universität; dort wurde zwischen 1823 und 1829 zudem ein für Europa einzigartiges, geschlossenes Stadion gebaut, das «Sferisterio». Entworfen hatte es...
Manchmal ist die Geschichte eines Albums fast ebenso spannend wie die Interpretation selbst. Eigentlich war dieser «Fidelio» als Livemitschnitt aus dem Dresdner Kulturpalast geplant. Corona verhinderte die konzertanten Aufführungen, zwei Monate später traf man sich trotzdem dort, sang und spielte eben vor leerem Haus für die Mikrofone. Oper als Studioproduktion,...