Diseusenkunst
Keine Illusionen mehr zu haben und dabei weder zu verzagen noch zynisch zu werden; das Schlechte nicht cool zu finden und das Gute nicht lächerlich zu machen; von der Welt und den Menschen nicht viel zu erwarten, aber trotzdem den Anstand zu wahren – das ist Kunst. Und es war im Besonderen die Kunst des musikalischen Kabaretts im Berlin der Weimarer Republik, die Kunst von Mischa Spoliansky, Kurt Tucholsky, Rudolf Nelson und Friedrich Hollaender. Sie ist, wie ihre Umgebungskultur, heute längst ein Teil des Stadtmarketings in Berlin geworden.
«Schon wieder gold’ne Zwanziger – geht’s nicht noch ’n bisschen ranziger?», würde Hollaender heute dichten, wenn er sähe, was in den Souvenirshops und Kleinkunstetablissements verramscht wird.
Nun hat sich auch die Schauspielerin Dagmar Manzel gemeinsam mit dem Pianisten Michael Abramovich und dem Orchester der Komischen Oper Berlin an Hollaenders Lieder aus dem Kabarett «Schall & Rauch», Tonfilmen der 30er- bis 40er-Jahre und der Revue «Futschikato» von 1961 gewagt und damit an der Komischen Oper ihrem Publikum einen Abend beschert, der alle Bedenken im Nu entkräftete. Manzel kann diese Lieder singen, ohne sich bei den berühmten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Jan Brachmann
Impressum
55. Jahrgang, Nr 4
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752266
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
E-Mail: redaktion@opernwelt.de
Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 11.03.2014
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S. d....
Wer Schostakowitsch vor allem als politischen Komponisten kennt, kann kaum glauben, dass er auch eine Operette komponiert hat. Doch «Moskau, Tscherjomuschki» entlarvt, bei allem Humor, die sowjetischen Realitäten nicht weniger als Schostakowitschs Symphonien. Das Stück entstand in der kurzen Tauwetterperiode nach der von Chruschtschow eingeleiteten...
Franz Mazura – der Sänger-Schauspieler» – so lautet der Titel einer Festschrift, die zu seinem 80. Geburtstag erschien. Das trifft den Sachverhalt in doppeltem Sinne. Denn Mazura, 1924 in Salzburg geboren, war während der letzten sechs Jahrzehnte nicht nur einer der wichtigsten singenden Darsteller auf der Opernbühne, er war – und das kommt nur selten vor – Sänger...