Die größte Barriere ist der erste Besuch
Die jüngste Produktion des Theaters für Niedersachsen musste unmittelbar vor der Premiere abgesagt werden. Ein ehrgeiziges Projekt: Die Barockspezialistin Sigrid T’Hooft hatte für Hildesheim Reinhard Keisers «Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus» inszeniert. Vor wenigen Jahren kursierten noch Schließungsgerüchte um das 600-Plätze-Haus. Dann machte es durch gelungene Entdeckungen auf sich aufmerksam. Seit Florian Ziemen 2017 als Operndirektor und Generalmusikdirektor antrat, hat er viele ungewöhnliche Stücke programmiert.
Den Posten des Operndirektors wird er zur kommenden Spielzeit an den neuen Intendanten Oliver Graf abgeben, als GMD aber weiter darum kämpfen, dem Haus ein spannendes Profil zu verleihen.
Herr Ziemen, bereits vor zwei Jahren hat Sigrid T’Hooft bei Ihnen Telemanns «Orpheus oder Die wunderbare Beständigkeit der Liebe» inszeniert. Wie kamen Sie darauf, ein Haus wie Hildesheim mit der szenischen Aufführungspraxis der Barockzeit zu betrauen?
Weil das aufregend ist und besonders. Aufregend, denn wie in der Musik das historische Wissen dem Musizieren viel an Kraft und Vitalität zurückgibt, so kann sich der gleiche Effekt auch auf der Bühne ergeben, wenn ...
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Opernwelt Juni 2020
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Michael Stallknecht
Was wir uns sparen können: die immer schon merkwürdige Diskussion, ob die Theater leer bleiben, wenn, was auf den Bühnen geschieht, im Netz zu sehen ist. «Video Killed the Radio Star» – das war schon 1979 falsch, als The Buggles damit ihr One-Hit-Wonder hatten. Nicht dass es in der Mediengeschichte keine Untergänge gäbe, doch die Sorge, dass die Orte verwaisen...
Und wer einmal Blut geleckt hat im Theater, der kann ohne Theater nicht mehr existieren.» So zitiert die Hauswirtschafterin Frau Zittel den verstorbenen Professor Schuster in Thomas Bernhards «Heldenplatz». Als Psychiater und Stressforscher weiß ich: Das Theater hält uns als Gesellschaft seelisch gesund. Theater ist ein Antidot gegen Stress. Tagsüber behandle ich...
Kate Lindsey, Anfang März standen Sie noch als Nero auf der Bühne der Met. Wo sind Sie gerade?
Zu Hause in Brighton, zum Glück. Die «Agrippina» war am 7. März abgespielt, am 12. stellte das Haus den Betrieb ein. Mein Mann und ich wollten eigentlich in den USA bleiben, weil drei Wochen später schon die Proben für «Pelléas et Mélisande» in Los Angeles losgehen...