Die alten, bösen und zarten Lieder
Der Dichter singt, singt in höchsten und in tiefsten Tönen, wort- wie bildmächtig, am Rande des Erlaubten und in einem Rhythmus, der per se alle Bedenken, sollten sie überhaupt bestehen, vom Tische fegt.
«O seiden Härelein! O Rosen Wängelein! Corallen Lippelein! O Perlen Zänelein! O Honig Züngelein! O Perlemutter Oehrelein! O helffenbeinen Hälßelein! O Pomerantzen Brüstelein!» So steht es geschrieben in dem Liebesgedicht «O Sternen Äugelein» des Komponisten und Liedtexters Johann Hermann Schein, doch die Klänge, die wir dazu hören, haben mit dem Zeitalter, in dem diese blümeranten Verse geschmiedet wurden, wenig gemeinsam. Rabiat sind sie, rustikal, rau und rasant.
Bereits 2022 feierte Gordon Kampes Songzyklus «O Seufzen, Heulen, Herzensknall» für zwei Stimmen und Ensemble in Hamburg seine Uraufführung. Beim Ultraschall Festival Berlin, dessen selbsternannter Auftrag es stets war, Wiederaufführungen zeitgenössischer Werke zu ermöglichen, erklang nun im Radialsystem die revidierte und erweiterte Version, mit einem anderen Anfang und mit einem anderen (unversöhnlichen) Ende, in einer fulminant-furiosen Darbietung durch das von Lutz Rademacher geleitete RADAR Ensemble. Und diese ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Jürgen Otten
Das Vorwort ist ein Gedicht. Kraftvoll, wortmächtig, poetisch aufgeladen. Geschrieben hat es ein Mitstreiter aus guten, alten Zeiten, der (hochbegabte) Schauspieler und (nicht ganz so begabte) Regisseur Sven-Eric Bechtolf. Und mag er Jürgen Flimm, diesem großen, am 4. Februar 2023 verstorbenen (Musik-)Theatermann, auch einen schmucken Lorbeerkranz ums Haupt winden,...
arte
02.03. – 05.05 Uhr
Bedřich Smetana: Dalibor
Die Prager Oper zeigt Smetanas Vertonung der Sage um den böhmischen Ritter Dalibor, der im Gefängnis so herzzerreißend Geige spielen lernt, dass sich täglich Menschen um den Gefängnisturm scharen, um ihm zuzuhören. Den Abschluss der Opernspielzeit des Prager Nationaltheaters im März 2020 dirigierte Jaroslav Kyzlink,...
Am Teatro alla Scala ist der Name von Maria Callas untrennbar mit Luigi Cherubinis «Médée» verbunden. Nicht zuletzt mit dieser Partie, die sie 1953 unter Leonard Bernstein und nochmals 1961 sang (am Pult stand Thomas Schippers), erzielte die griechische Sopranistin einen ihrer größten Erfolge. Ob Zufall oder absichtsvolle Reverenz: 62 Jahre lang wurde diese Oper in...