Der Wind dreht
Überall in Russland wird das Fernbleiben ausländischer Künstlerinnen und Künstler inzwischen schmerzhaft spürbar. Das Bolschoi-Theater verschob alle geplanten «Lohengrin»-Aufführungen aus Mangel an geeigneten Darstellerinnen und Darstellern auf unbestimmte Zeit. Auch das Programm der Moskauer Philharmonie hat sich auffallend verändert; als Ersatz für große internationale Namen greift man auf junge inländische Talente zurück. So ebenfalls an der Helikon-Oper die von Dmitry Bertman geleitet wird.
Dass dessen geplante «Andrea Chénier»-Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein gestrichen wurde (OW 04/2022), wird den Ruf des Künstlerischen Leiters der Moskauer Helikon-Oper gewiss beeinträchtigen, ihm selbst aber nichts anhaben können. Bertman ist bekannt als leidenschaftlicher Verteidiger der gegenwärtig herrschenden Kreise – nicht zuletzt eine Folge der großen Unterstützung, die er beim Bau seiner neuen Bühne erhielt.
Betrüblicherweise muss sich das Haus den Wünschen des anspruchslosesten Teils seines Publikums anpassen. Die Premiere von Jacques Offenbachs Operette «L‘ÎIe de Tulipatan» (in russischer Übersetzung) geriet dementsprechend zu einer billigen Posse – was aber weniger am ...
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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Magazin, Seite 81
von Alexej Parin
Einer Sache kann man sich im oft wenig überraschenden Opernbetrieb sicher sein: Inszeniert David Marton, bekommt man etwas, das man in dieser Form vermutlich noch nicht gesehen hat. Auch wenn, wie im vorliegenden Fall, Corona eine gewisse Mitschuld trägt. Ursprünglich sollte Marton am Opernhaus Zürich «L’olimpiade» von Giovanni Battista Pergolesi inszenieren, eine...
Am 11. März 2022 hatte Ernst Kreneks Oper «Jonny spielt auf» ihre Premiere am Münchner Gärtnerplatztheater. Intendant Köpplinger betrat die Bühne, verkündete Spenden und Solidarität mit der Ukraine. Starker, warmer Applaus. Dann begann die Vorstellung. Bevor Jonny so richtig loslegen darf, malen zwei Maskenbildnerinnen-Darstellerinnen ihn auf der Bühne in der Mitte...
Es kommt nicht eben häufig vor, dass ein Komponist eine frühere Oper nach 30 Jahren wiederverwendet, ja, sogar als Prequel, als Vorläufergeschichte verwendet, um ein neues Musiktheaterwerk zu hoffentlich größerem Ruhm zu führen und damit auch dramaturgisch-erzählerisch zu rehabilitieren. Im Zeichen von Leonard Bernsteins letzter Oper «A Quiet Place» aus dem Jahr...
