Der Profi
Jahrespressekonferenzen mit Bernd Loebe sind ein Spaß, und lehrreich sind sie auch. Man erlebt einen Menschen, der unmittelbar und unverziert über Dinge spricht, die ihn ernsthaft etwas angehen. Eine Selbstverständlichkeit? Merkwürdigerweise nicht. Seine Leidenschaften versteht er dabei zu zügeln. Eher entflammt er sich – das hat er mit vielen trefflichen Frankfurter Feuilletonredakteuren gemeinsam –, wenn zwischendurch von der Eintracht die Rede ist. Aber Fußball ist privat. Die Oper ist der Beruf.
Loebe ist Frankfurter, aber wenn es um den Beruf geht, ist er eher der preußische Typ, obwohl das in dieser Stadt ein zwiespältiges Kompliment bleibt – mag die Schmach der preußischen Besetzung noch so lange her sein (156 Jahre, wie er sicher weiß). Wenn es um die Oper geht, ist er kein Schwärmer, das verdoppelt und nobilitiert jedes Lob. Wenn er – und er wird vermutlich seelenruhig dabei klingen – über eine Sängerin sagt: «Sie hat mich erstaunt», oder über einen Sänger meint: «Wir haben ihn sofort engagiert», dann wird man von den beiden ziemlich sicher noch hören.
Bernd Loebe ist ein gemütlicher Redner, davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Er ist präziser in der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Opernhaus des Jahres, Seite 12
von Judith von Sternburg
Die Musik, so hat es, überaus sinnfällig, Claude Debussy einmal notiert, sei für das «nicht Auszudrückende» geschaffen, also im Kern für das, was man mit Worten kaum oder gar nicht mehr sagen könne. Diese Sentenz war dem Moralphilosophen und Musikologen Vladimir Jankélévitch ein tieferes und ausgiebigeres Nachdenken wert, mit dem Ergebnis, dass er ein Buch schrieb,...
Natürlich konnte dies kein Interview werden. Weil Kirill Petrenko es bekanntlich ablehnt, sich dem Duett mit einer Journalistin oder einem Journalisten auszusetzen. Dabei folgt er gar nicht dem Diktum Wolfgang Rihms, Musik sei «überhaupt nicht besprechbar». Rihm selbst verstößt ja ständig und wortgewaltig gegen dieses selbst erklärte Naturgesetz, und auch ein...
Seltsam, dieser Beginn. Vertraut man leichtgläubig und naiv auf die drei vorgezeichneten Kreuze und liest man den Text, käme als Tonart eigentlich nur A-Dur in Frage – und ein optimistischer Gestus. «Im wunderschönen Monat Mai», das klingt nach ungehemmter, frühlingshafter Vorfreude. Doch schon die Spiel- und Singanweisung «Langsam, zart» deutet vorsichtig an, dass...