Der Mann vom Meer

Diese Landschaft hatte Benjamin Britten und Peter Pears schon lange fasziniert. 1967 wurde der Traum von einem Konzertsaal in der alten Mälzerei von Snape wahr. Inzwischen veranstaltet das Aldeburgh Fes­tival dort während des ganzen Jahres Konzerte, Opernauffüh­rungen, Workshops und Meis­terklassen. Die Idee eines musikalischen Campus ist in greifbare Nähe gerückt. Eine Reportage aus Suffolk eröffnet unsere englische Festspiel-Trias. Zweite Station: Glyndebourne, die feinste Picknick-Adresse der Insel, setzte in diesem Sommer auf eine szenische Version von Bachs «Matthäus-Passion» und den dort seit den Anfängen gern gezeigten «Macbeth». Irgendwie eine Kopie von Glyndebourne und doch ganz anders: das Opernfestival auf der Terrasse eines elisabethanischen Landhauses in Garsington. Mehr da­rüber auf den folgenden Seiten.

Es gibt Musik, die ohne eine bestimmte Landschaft undenkbar ist. Was wäre Ja­ná­ceks «Schlaues Füchslein» ohne Hukváldy? Gäbe es die «Alpensymphonie» ohne das Pano­rama von Garmisch? Wie wäre die Zweite von Brahms ohne Pörtschach ausgefallen? Wie Webers Wolfsschlucht und Wagners Nibelheim ohne die Sächsische Schweiz?
Benjamin Britten wuchs an Englands Ostküste auf, in einem Nest namens ­Lowestoft. Das Meer hat ihn immer fasziniert. «Peter Grimes», sein Durchbruchstück, lebt davon.

Britten konnte alles in Klang fassen: Fischgeruch und Gischt, die Enge in den Köpfen und die Weite der Natur, Bigottes und Unterdrücktes. Er porträtierte genau und ließ am Ende doch alles offen. Homosexualität konnte 1945 noch kein unmissverständliches Thema einer Oper sein. ­Ulrich Schreiber hat in seinem «Opernführer für Fortgeschrittene» eindringlich beschrieben, wie bei Britten der schwule Subtext als ästhetischer Mehrwert zum Tragen kommt. Komponiert wurde «Peter Grimes» in einer alten Mühle unweit von Brittens Geburtsort. Sie befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Nur eine Tafel erinnert daran: Hier entstand jene Oper, die der englischen Musik mit ­einem Schlag die lange ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Festspiele I, Seite 24
von Stephan Mösch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Magnet für Trouvaillen

Auf Kassengift abonniert. Diesen Eindruck vermittelte in den letzten Jahren das clevere, vorwitzige, dabei alt­ehrwürdige Theater im sächsischen Freiberg. Ob Lortzings «Der Pole und sein Kind» oder «Rolands Knappen», Pfitzners «Christelflein» oder Braunfels’ «Die Vögel»: Das älteste Stadttheater der Welt (heute: Mittelsächsisches Theater Freiberg-Döbeln) hat seine...

Isouards «Aschenputtel» in Bad Aibling

Schloss Maxlrain ist in Bayern für drei Dinge bekannt: sein süffiges Bier, seine Lage mit Alpenblick und Golfplatz und die Opern­aufführun­gen, die dort seit dreißig Jahren stattfinden. Nach wie vor be­findet sich das Schloss samt Parkanlagen in Privat­besitz, doch Seine Durchlaucht Dr. Erich Prinz von Lobkowitz stellt die ehemalige Reithalle ­seines Anwesens im...

Mit metaphorischem Haustier

Man muss schon eine ganze Weile suchen, bis man ihn in einem der heute gebräuchlichen Opernführer findet. Dabei hat der in Antwerpen geborene, später in Paris erfolgreiche Albert Grisar (1808-1869) immerhin achtzehn Bühnenwerke geschrieben. Zwei von ihnen brachte jetzt die für ihre Entdeckerfreude bekannte Kammer­oper in Neuburg an der Donau im Rahmen eines...