Der letzte Tag

Christof Loy inszeniert, Fabio Luisi dirigiert in Zürich Bellinis «I Capuleti e i Montecchi»

Opernwelt - Logo

Den Haag, 1966. Eben war Vincenzo Bellinis Romeo-und-Julia-Variante «I Capuleti e i Montecchi» an der Scala neu herausgekommen. Nun wurde die Aufführung zu einer Attraktion des Holland Festivals. Und das auch wegen der jungen und selbst Insider-Kreisen noch kaum bekannten Interpreten: Jaume Aragall als Romeo, Luciano Pavarotti als sein Rivale Tebaldo und am Pult ein juveniler Herr namens Claudio Abbado. Der hatte die Repertoire-Rarität auch bearbeitet. Die «männliche» Zentralpartie rutschte vom Mezzosopran- ins Tenorregister, gewiss Aragalls wegen.

Er war während der kurzen Konjunktur dieser Fassung dann auch so gut wie immer dabei. Das Bellini’sche Original erholte sich allerdings von dem Eingriff, auf den selbst sein Initiator nie mehr zurückgriff. Heute kommt niemand auf die Idee, es ihm nachzumachen, und schon gar nicht, wenn ein so blitzgescheiter und brillant argumentierender Regisseur wie Christof Loy das szenische Sagen hat. Im Zürcher Opernhaus-Magazin und im Programmbuch gibt er zu bedenken, dass «der» Einzige, den Giulietta an sich heranlässt, ein Mann ist, der von einer Frau verkörpert wird – ein Changieren der Geschlechter, das weit über den kompositorischen Kunstgriff ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Heinz W. Koch

Weitere Beiträge
Dramaturgische Feinmechanik

Eugène Scribe war der erfolgreichste Librettist des 19. Jahrhunderts. In der Theatergeschichte ist sein Einfluss allein mit demjenigen Metastasios, des Präzeptors der Opera seria im 18. Jahrhundert, zu vergleichen. Nicht nur Meyerbeers große Opern, Donizettis «Dom Sébastien» oder Verdis «Les Vêpres siciliennes» entstammen seiner Werkstatt, sondern auch – als mehr...

Requiem für Gilda

«Verdi ist der am schwierigsten zu inszenierende Opernkomponist» – so Sergio Morabito 2013 in einem Interview. Verdis erfundene Wirklichkeiten beharren unerbittlich auf Ort, Raum und Zeit. Flotte Aktualisierung der Emotionen, Charaktere, Situationen und Geschichten, mit denen sie spielen, verfehlt ihren Sinn. Jossi Wieler und Sergio Morabito sind darum in ihrer...

Ohne Musik fällt mir nichts ein

Herr Kupfer, wann waren Sie eigentlich zuletzt in Ihrem ehemaligen Stammhaus, der Komischen Oper?
Das ist noch nicht so lange her. Ich wollte wissen, wie Barrie Kosky die «West Side Story» inszeniert hat. Ich hätte das Stück ja selbst gern auf die Bühne gebracht, in Dresden. Daraus wurde aber leider nichts, weil wir für unsere Spielfassung die Rechte nicht bekamen....