Der Krise trotzen
Am 29. Juni 2010 schien die Sonne über Italien, und sie schien im Norden wie im Süden, im Westen und im Osten. Doch so sehr Helios auch strahlte – das Unwetter, welches ein Mann namens Sandro Bondi ins Werk setzte, war ungleich stärker. Denn an diesem für sämtliche Künste rabenschwarzen Tag passierte jenes Gesetz, das der italienische Kulturminister – mit hoher Gewissheit im Auftrag von Ministerpräsident Silvio Berlusconi – ersonnen hatte und das sogleich als Bondi-Dekret traurige Berühmtheit erlangte, den Senat. Ein Desaster wurde rechtskräftig.
Daran ändert auch die Revolte vieler Kulturschaffender wenig. Mag die Vision eines gänzlich opernlosen Landes zum gegenwärtigen Zeitpunkt (noch) übertrieben anmuten, radikal sind die Einschnitte in jedem Fall, und sie bedrohen die Existenz zumal der kleinen Häuser von Triest bis Cagliari. Von den bisher rund 340 Millionen Euro, die aus dem Theaterfonds «FUS» flossen, wurde ein Drittel gestrichen. Zwei Jahre darf niemand eingestellt werden, erhöhte Subventionen sind nur noch zu bewilligen, wenn gleichzeitig Sponsorengelder eingeworben werden können, Haustarife gibt es faktisch nicht mehr.
Aber Festivals, die gibt es. Noch. Von Macerata ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Bei einem Darmstädter Vortrag dachte Theodor W. Adorno 1961 darüber nach, was künstlerische Utopie bedeutet. Seine Antwort: Dinge machen, von denen man nicht weiß, was sie sind. Man kann diese Maxime und den Anspruch, der sich mit ihr verbindet, als Einspruch lesen. Ist es nicht so, dass – auch und gerade in der Kunst – meist Dinge gemacht werden, von denen man...
Spätestens seit die massenmediale Grundversorgung via Internet den hinterletzten Haushalt erreicht, gehört das Singen nicht mehr zu den Kernkompetenzen des Alltagslebens. Zumal der Nachwuchs lässt sich lieber auf dem iPod oder auf Youtube etwas vorträllern, als selbst die Stimme auszuprobieren.
Hausmusik am Wochenende? Fehlanzeige. Ein Klavier im Wohnzimmer? Kaum...
Nur ein paar Minuten vom Inntaldreieck Richtung Süden, dann runter von der Autobahn, über den majestätischen, sein Bett stets randvoll ausfüllenden Inn, und bald wartet links die Kuh (auf einem humorvollen Schild) und rechts ein Akustikwunder (im Passionsspielhaus). Wer nach Erl will, zu den Tiroler Festspielen, der findet schnell zum Ziel: Weithin grüßt der kühn...