Der Heldenkomiker
Ponnelle! So schießt es einem unwillkürlich durch den Kopf, wenn der Zürcher Vorhang sich zu Mozarts «Il re pastore» öffnet. Wie’s der große Jean-Pierre so oft praktizierte: ein üppig-barockes Brunnen-Ambiente der wülstig wuchernden Treppen-Symmetrie mit einigem Symbolgetier. Indes, Luigi Perego war’s wieder mal. Er kleidete Mozarts Huldigungs-«Serenata» ein. Apropos Kleider: Die Gestalten sind Bildschöpfungen Bouchers und Fragonards entlehnt, und die eigens von einer St. Gallener Firma auf Polyesterstoff gedruckten kompletten Vorlagen zieren Peregos zaubrische Kostüme.
Der Clou dabei: Die britischen und amerikanischen Museen haben schon die Absicht angemeldet, ihre Rokoko-Originale zusammen mit den Kostümen auszustellen.
Inszeniert hat Grischa Asagaroff, einst Ponnelle-Assistent und -Restaurator, seit Jahrzehnten künstlerischer Betriebsdirektor und eine Art Hausregisseur in Zürich. Man weiß es: Er ist kein Überflieger, aber er kann’s. Wir haben es mit einer Mozart/Metastasio-Deutung zu tun, die solide daherkommt und gewieft mit dem einschlägigen Gesten-Material hantiert. Und sie ist auch nicht ohne Witz. Vom sachten Ironie-Potenzial, der unaufdringlich-inspirierten ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Heinz W. Koch
Die Frage ist jedes Mal dieselbe: Warum eigentlich die Wiederbelebung erst jetzt? Bei «Medea in Corinto» in St. Gallen (Oktober 2009) und München (Juni 2010) war das so, bei «La Lodoïska» in Ingolstadt (September 2010) und nun auch bei «Amore non soffre opposizioni». Eine Simon-Mayr-Konjunktur mag noch frommer Wunsch sein, die nach dem Komponisten benannte...
Im Umgang mit seinen Musikern war Leos Janácek nicht zimperlich. «Wenn Sie das nicht spielen können, dann lernen Sie es eben», sagte er einem verzweifelten Geiger, der mit den ungewohnten Schwierigkeiten seines Parts nicht zurecht kam. Und auf die Frage, wie eine ob der undefinierbaren Kalligrafie des Meisters kaum zu entziffernde Stelle zu spielen sei, antwortete...
Der erwartete und von manchem erhoffte Skandal blieb aus. Der katalanische Regie-Berserker Calixto Bieito ist wohl zu sehr Katholik, um sich an einem Werk wie den «Gesprächen der Karmelitinnen» zu versündigen. Mit einer gewissen Demut nähert er sich dem Stück, das er sich für seine vierte Inszenierung an der Komischen Oper selbst ausgesucht hat. Er legt es zunächst...