Der gebremste Schaum der Nostalgie
Inszenatorische Präzedenzfälle werden in dieser Jubiläums-Kassette nicht dokumentiert. Vielmehr sind es mehrheitlich Produktionen, die viele Jahre im Spielplan überdauerten, dabei szenisch selbst in die Jahre kamen und durch Sänger und vor allem Dirigenten wirken. Beispielsweise Verdis «Trovatore» unter Karajans spektakulärem Dirigat, in einer «Konzert-im-Kostüm»-Inszenierung des Maestros aus dem Jahr 1963.
In der Wiederaufnahme 1977 sangen Leontyne Price, Luciano Pavarotti, Piero Cappuccilli, Christa Ludwig, doch entschied Karajan sich anlässlich der TV-Übertragung 1978 «aus optischen Gründen» für eine Umbesetzung. Cappuccilli blieb der Produktion erhalten und ist der Einzige, der auf dem vorgegebenen Niveau singt, während Raina Kabaivanska als Leonora gegenüber Price abfällt, Fiorenza Cossotto als Azucena eine gröbere Klinge führt als die Ludwig und auch Plácido Domingo, obwohl im Zenit seiner Karriere, im Vergleich mit Pavarotti als Zweiter über die Linie geht.
Domingo begegnet man in dieser DVD-Sammlung mehrfach, wobei Jürgen Kestings Verdikt, der Tenorissimo habe oft «vom Gefühl überwältigte Nicht-Charaktere» präsentiert, nicht von der Hand zu weisen ist. Dass er freilich ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Gerhard Persché
Ausgerechnet der als Regietheaterschreck in Verruf geratene Tilman Knabe hat mit seiner gesellschaftskritischen Sicht auf Wolfgang Rihms Kammeroper «Jakob Lenz» für den späten Saisonhöhepunkt am Nürnberger Staatstheater gesorgt. Dass das begeisterte Publikum nach der Premiere gar nicht aufhören wollte mit dem Applaudieren, hat gute Gründe. Die Musik der 1979...
Das O am Namensende ist kein Schreibfehler. «Antigono» – so heißt ein Libretto von Pietro Metastasio, das erstmals 1743 von Johann Adolph Hasse vertont wurde und eine beachtliche Karriere hinlegte: Wohl mehr als 50 Komponisten brachten ihre eigene Version heraus, darunter Christoph Willibald Gluck. Sein 1756 in Rom uraufgeführter «Antigono» stand im Mittelpunkt...
Der Gefangenenchor ist ganz wunderbar gelungen. So leise im Ansatz, so gemäßigt im Ausbruch, so liebevoll in der klanglichen Zuwendung ist dieses Zentralstück im Repertoire des radiophonen Wunschkonzerts selten zu hören – der erweiterte Chor des Opernhauses Zürich, von Janko Kastelic vorbereitet, zeigt hier, was er kann. Überhaupt öffnet sich ab dem dritten der...