Der Aufmerksame
Einen windungsreichen Weg legte der in Kissingen geborene Klaus Schultz zurück, um an die Spitze dreier Theater zu gelangen. Um die Eltern zu beruhigen, erlernte er den Brotberuf des Bibliothekars – der Sammler kostbarer Raritäten und Originalhandschriften verleugnete diese Anfänge nicht, und wenn man in die wunderbare Intendantenbibliothek im Münchner Gärtnerplatztheater kam, schwankte man, ob man sich mit den anderen Gästen oder doch lieber mit den Buchregalen beschäftigen sollte. Früh setzte sich bei Schultz die Neigung zum Theater, speziell zur Oper durch.
Mitte der 70er-Jahre war er Operndramaturg bei Christoph von Dohnányi in Frankfurt. Danach arbeitete er in gleicher Funktion an der Bayerischen Staatsoper mit August Everding zusammen, zusätzlich auch noch für einige Zeit als Musikdramaturg der Berliner Philharmoniker. 1984 war die Zeit reif für den Weg in den Intendantenberuf. Acht Jahre war er in Aachen, vier Jahre in Mannheim, dann leitete er über zehn Jahre das Gärtnerplatztheater. Klaus Schultz war Intendant im Wortsinne, jemand, der seine Aufmerksamkeit anspannte und auf etwas ausrichtete, kein Intendantendarsteller, kein Patriarch, geschweige denn ein Oligarch, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Jens Malte Fischer
Keine zwei Jahre ist George Benjamins «Written on Skin» alt – und schon so etwas wie ein Klassiker. Seit der bejubelten Uraufführung 2012 in Aix-enProvence hat das Werk des Messiaen-Schülers einen regelrechten Triumphzug angetreten: Schon die Uraufführungsinszenierung von Katie Mitchell wurde nach Amsterdam, London, Toulouse und Florenz und München weitergereicht....
Zufall und Planungspointe? Die Nornen haben es unter Garantie schon immer gewusst. Auch wenn beide Häuser zunächst andere Regisseure für ihren «Ring des Nibelungen» wollten: Bayreuth Wim Wenders statt Frank Castorf und Genf Christof Loy statt Dieter Dorn. Aus Absagenot geboren ist also diese Situation, die in wagnerlastiger Zeit nun zwei unvereinbare Ansätze...
Kunst gehört uns nicht. «Wir müssen sie immer wieder neu verdienen», sagt Serge Dorny. Draußen donnert es, als wollte der Himmel ein Ausrufezeichen setzen. Aber kein Gewitter naht; vielmehr rumoren einige Harleys am Café vorbei. Später sehen wir sie in der Nähe der Opéra abgestellt. Unter den Arkaden des Opernhauses, das dank des Architekten Jean Nouvel Gestern und...