Dauergebet
Auch das bringt der Alltag an einem Doppelinstitut mit sich: Nach elf Jahren war die alte «Parsifal»-Inszenierung des damaligen Generalintendanten Kurt Horres erstmals beim Partner Duisburg zu erleben. Erst jetzt verfügt das Haus über die entsprechende Podien- und Hydrauliktechnik. Ein verstaubter Blick auf Richard Wagners Bühnenweihfestspiel? Jein.
Was die szenischen Versatzstücke (Andreas Reinhardt) mit einem muschelähnlichen Blickfang für die hermetische Männerwelt der Gralsritter und für Klingsors Spukschloss anbelangt, dürften heute ganz andere Projektionsmittel zur Verfügung stehen. Auch die Figurenbehandlung in einem überwiegend statisch-oratorischen Stehkonvent könnte revidiert werden.
Doch die Musik und das Ensemble richten diese szenische Schieflage einer spröde winterlichen Sakrallandschaft wieder auf. Das gilt für John Fiore am Pult der fabelhaft disponierten Duisburger Sinfoniker, und das gilt für Hans-Peter Königs Gurnemanz und Boris Statsenkos Amfortas. Beide Sänger erfassen das Leiden menschlichen Hoffens und Scheiterns. König, von der Statur schon bevorzugt, verleiht darüber hinaus dem väterlich-weisen Gurnemanz die Aura eines noblen Charakters. Statsenko singt ...
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Die bühnenfüllende, bis ins Orchester sich hinabschwingende Freitreppe (Ausstattung: Sibylle Schmalbrock) wäre wie gemacht für den dritten «Arabella»-Akt. Sie signalisiert eher intaktes Großbürgertum, als dass sie die zwischen Traum und Wirklichkeit changierenden Brechungen dieses auf Jean Genet zurückgehenden Operneinakters des Schweden Peter Bengtson wiedergeben...
Klänge um uns herum, Worte, live und vom Band, Bilder. Aktion, steil treppauf im Basler Foyer, auf den beiden Galerien, auf dem Flügel, mit klaustrophobischem Charakter in der gläsernen Drehtür und auch draußen, auf dem Theaterplatz, unter Assistenz eines Gabelstaplers mit Aufblendlicht. Und wir mittendrin, pausenlose einundneunzig Minuten und neun Sekunden...
Die rasante Erschließung von Antonio Vivaldis musikdramatischem Œuvre ist momentan das erstaunlichste Phänomen auf dem Klassik-CD-Markt. Galt die Gesamtaufnahme selbst eines Vivaldi-Hauptwerks vor drei, vier Jahren noch als finanzielles Wagnis, stürzen sich mittlerweile selbst die großen Produzenten auf alles, was sich mit dem Etikett Vivaldi bekleben lässt –...