Das Paradies kennt keine Kunst
Herr Hopp, wir hören von Festivalveranstaltern immer wieder, dass sie die Moderne weitgehend aussparen, um das Publikum nicht zu überfordern. Anspruchsvolle Stücke des 20. Jahrhunderts seien Kassengift. Im Zentrum des musikfest berlin steht diesmal das Werk von Pierre Boulez und Luciano Berio. Wie schaffen Sie es, solche Programme durchzusetzen?
Es geht nicht darum, etwas durchzusetzen, sondern einem Interesse gerecht zu werden, auch Interesse zu wecken. Es ist ja nicht so, dass das Publikum keinen Sinn für das Außergewöhnliche und für die Kunst der Gegenwart hätte.
Für das musikfest berlin ist der Bezugsrahmen nicht allein die internationale Festivalszene, sondern insbesondere auch das, was künstlerisch und kulturell in der Stadt gewach-
sen ist. Es ist ein internationales Orchesterfestival, das sich als eine besondere Stimme im Musikleben der Stadt versteht. Einerseits ist es ein Gastspielfestival, andererseits nutzt es die Ressourcen vor Ort. Entsprechend ist die Finanzierung aufgestellt. Es gibt keine Patentrezepte, aber vernünftige und wirksame Konzepte.
Je höher die Auslastung, desto besser das Angebot?
Die Forderung hoher Auslastungsquoten allein führt in die Irre, auch wenn sie ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Magazin, Seite 96
von Stephan Mösch, Albrecht Thiemann
Der Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Zeit der Manifestationen und Doktrinen politischer wie künstlerischer Provenienz. Das betrifft selbst Leute, bei denen man es kaum erwarten würde. Hugo von Hofmannsthal verfasste, um den von ihm mitbegründeten Salzburger Festspielen einen programmatischen Rahmen zu geben, anno 1919 ein Manifest. Liest man das heute, reibt...
Herr Cura, Sie haben den Samson in etlichen Inszenierungen gesungen. Nun führen Sie selbst Regie – weil Sie es besser können?
So etwas denkt man als Teenager, aber nicht, wenn man auf die Fünfzig zugeht. Aber natürlich kenne ich in dem Stück jedes Wort und jede Note – nicht nur meine eigene Rolle, sondern wirklich alles. Und ich weiß vor allem um die besonderen...
Vivaldis «Juditha triumphans» und Verdis «Attila» als Teile eines zusammenhängenden Opernabends zu präsentieren, der (mit kurzen Unterbrechungen) von 18 Uhr bis Mitternacht währt, mag zunächst nach einem Wagnis klingen. Doch auf den zweiten Blick finden sich in den Sujets der Stücke so viele Parallelen, dass die Paarung durchaus Sinn macht. So geht es hier wie dort...
