«Das Chaos ist aufgebraucht. Es war die beste Zeit»
Die Szenerie war imposant. Die Wiener Philharmoniker füllten in voller Breite die Felsenreitschule, links hoch oben thronte die Schlagwerk-Gruppe auf einem gesonderten Podest. Rechts hing eine riesige Video-Wand mit grauweißer Grundmusterung, darunter war der Chor, die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, postiert. Links hinten erstreckten sich sechs oder sieben kleine Kabinette, in denen sich mit Beginn der Aktionen stumme Schauspielerinnen betätigten.
Es handelte sich bei ihnen gleichsam um wiedergeborene historische Revolutionärinnen: Louise Michel, Tania Bunke, Deola, eine russische Mutter, eine Turiner Mutter. Während diese sich in den Zimmerchen – arm, aber sauber – emsig mit Kochen, Putzen und natürlich mit den Vorbereitungen für den revolutionären Kampf beschäftigten, filmten Live-Kameras alles minutiös ab, um es auf die große Video-Wand zu projizieren.
Eine Zeitlang war der Zuschauer damit beschäftigt, die sichtbaren Bilder auf ihre Über-
einstimmung zu kontrollieren, die Musik lief fast wie ein Soundtrack ab. Dann aber trat allmählich eine optische Ermüdung ein, und Luigi Nono erhielt das Musikwort: Ingo Metzmacher erwies sich als souveräner Herrscher über die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Herbstlaub, Asche, Staub. Acht betongraue Himmelstürme ragen in den Schnürboden. Bleischwer ist die Luft, von den Klagelauten aus den Büchern Jesaja und Jeremia und vom Gehämmer der Trümmerfrauen. Alles schmeckt hier nach Apokalypse, nach Endzeit – die Sprache, die Geräusche, die Musik, der Raum. «Am Anfang» hat Anselm Kiefer seine Installation für die Pariser...
Man fährt nicht der schönen Stimmen wegen nach Martina Franca. Die Gemeinde neugieriger Melomanen, die sich seit 1975 regelmäßig in der apulischen Barockstadt trifft, treibt Entdeckerlust. Viele lange nicht gespielte Stücke aus Barock, Romantik und Verismo oder bekannte Titel in ungewöhnlichen Fassungen lernt man nur hier kennen. Die Regie arrangiert meist...
Bevor der erste Ton des «Rheingold»-Vorspiels aus dem Orchestergraben heraufbrummt, gehört die Bühne des Weimarer Nationaltheaters den Kindern. Drei Mädchen in adrett karierten Sonntagskleidern haben Regisseur Michael Schulz und sein Dramaturg Wolfgang Willaschek den Beginn der Tetralogie anvertraut. Mit giftgrünen Drachen-Handpuppen erzählen sie sich die...