Chacun à son goût
Wenn der Franzose «baroque» sagt, kann er das auch abschätzig meinen. Bedeutet das Wort im Grunde doch «wunderlich, übertrieben», gar «geschmacklos». Dem gegenwärtigen Direktor der Wiener Staatsoper vorzuwerfen, er orientiere sich daran, wäre freilich nicht richtig. Ioan Holender bezeichnet das Haus am Ring schlicht als atmosphärisch nicht besonders geeignet für derartige Projekte (sein Nachfolger Dominique Meyer ist da anderer Ansicht). Gern hätte Holender sich deswegen schon in den 1990er Jahren das intime Theater an der Wien als zweite Spielstätte einverleibt.
Dort freilich wirkt nunmehr der umtriebige Intendant Roland Geyer und entfachte in diesem Herbst heftige Aktivitäten in Sachen Alte Musik mit den «Barocken Festtagen 2008», in deren Mittelpunkt Glucks «Orfeo ed Euridice» stand.
Stephen Lawless’ Inszenierung verbeugte sich vor dem Genius Loci (man spielte die Wiener Fassung). Das Geschehen ereignete sich im stilisierten Großen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde, den Benoît Dugardyn auf die Bühne des Theaters an der Wien gestemmt hatte und der als Einheitsraum diente: Konzertsaal, Amphitheater, Mausoleum, Kirche. Darin viele kleine Coups de théatre und ein ...
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