Bürgeroper im Westentaschenformat

Opernwelt - Logo

So geht es also auch! Während anderswo Theater geschlossen oder kaputt­gespart, Orchester aufgelöst werden, schaffen sich in einer westfälischen Kleinstadt (zirka achtzigtausend Einwohner), die zwar über ein schmuckes Stadttheater (Baujahr 1908), nicht aber über ein eigenes Ensemble verfügt, Bürger ihre Oper selbst: Ohne städtische Subventionen, mit geringfügiger staatlicher Unterstützung (Kunststiftung NRW), aber getragen von einem Großeinsatz privater Sponsoren und Mäzene, hat der Mindener Richard-Wagner-Verband jetzt eine «Tannhäuser»-Produktion auf die Beine gestellt, die de

m Beobachter aus der Hauptstadt Respekt abnötigt.
Der Begriff «Bürgeroper» ist hier in mehrfachem Sinne angebracht, denn Mindener Bürger sind nicht nur Produzenten und Konsumenten, sondern (als Kleindarsteller) auch Mitwirkende. Die Sängerin des Hirten ist eine in Minden lebende Gesangspädagogin, die vier Edelknaben sind Stipendiaten des Wagner-Verbandes. Eine der neun im Voraus ausverkauften Vorstellungen ist für die Schüler der Stadt reserviert, die vorab an Einführungen ins Werk und an Proben teilnehmen konnten.
So ungewöhnlich wie die Produk­tionsvoraussetzungen ist auch die künstlerische Umsetzung. Denn ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2005
Rubrik: Magazin, Seite 30
von Ekkehard Pluta

Vergriffen
Weitere Beiträge
Mission der besonderen Art

I. «Das klingt jetzt wie im Dom-Konzert. Man hört Sie gut. Sie können viel weniger geben.» Musikalische Feinjustierung für die Rheintöchter. In neuer akus­tischer Umgebung müssen sie das Schwimmen erst wieder lernen. Der Bademeister ist derselbe wie zu Hause: Philippe Auguin, Nürnbergs langjähriger Generalmusikdirektor. Aber sonst läuft alles anders bei dieser...

Finnische Puccinis

Nicht erst die Pisa-Studie hat Finnland an die Spitze gebracht, auch der seit dreißig Jahren anhaltende, die Komposition breitenwirk­samer zeitgenössischer Oper betreffende Boom ist in diesem Land mit seinen gerade mal fünfeinhalb Millionen Einwohnern bemerkenswert und wird zunehmend auf Bild- und Tonträgern reflektiert – ausschließlich von fast immer exzellenten...

Stationendrama oder Traumspiel?

Vielleicht ist «La forza del destino» – obgleich nach dem spanischen Drama «Don Álvaro, o la fuerza del sino» von 1835 komponiert – Verdis radikalste Shakespeare-Oper: Einheit von Ort und Zeit sind aufgebrochen wie nie im Werk dieses immer wieder nach neuen Lösungen suchenden Komponisten. Dralle, burleske Massenszenen wechseln mit hohem tragischen Ton; inbrünstiges...