Buch des Monats: ORCHIDEE IM EINMACHGLAS
Es ist seltsam. Es ist seltsam, ein Buch in die Hand zu nehmen, dessen Autor vor kurzem erst verstorben ist. Man sieht ihn vor sich, aber man weiß zugleich: Er ist nicht mehr da. Der Verlust, wenngleich kein persönlicher, wiegt schwer. Denn man verdankt diesem Autor (und Regisseur) etliche Stunden der Lust, der Heiterkeit, der politischen Auseinandersetzung, des Nachdenkens.
Nun liest man mit einem Mal (und völlig unvorbereitet), wie er sich in den letzten Jahren seines Lebens gefühlt, welche Kämpfe er ausgefochten hat, was ihm noch wichtig wurde, was weniger, und das mit einer Schonungslosigkeit sich selbst gegenüber, die frappiert.
Am 6. Februar 2022 ist der Menschen(ver)sucher Hans Neuenfels verstorben, wenig später erschien das Buch mit dem wunderbar ehrlichen Titel «Fast nackt». Es war sein Wunsch, dass dieses Buch veröffentlicht wird, wenngleich nicht unbedingt sein «letzter Wille». Neuenfels war sich bewusst, dass der Tod an seiner Tür kratzte. Aber er war immer schon ein Kämpfer für das Leben und das Lebenswerte wie Liebenswürdige daran. Das wird in den Texten, die in diesem Buch versammelt sind, fast kunterbunt und doch einem dramaturgischen Plan folgend, deutlich. ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: CD, DVDs, Bücher, Seite 41
von Jürgen Otten
Die Holländische Straße in Kassel ist nicht unbedingt das, was man eine schicke Flaniermeile nennen würde. Prosaische Nachkriegsarchitektur dominiert, die vorherrschende Farbe ist mattes Grau, Geschäfte und Wohnhäuser reihen sich schmucklos aneinander. Eine typische Ausfallschneise eben, ohne Flair, ohne Charme. Im April 2006 erlangte diese Straße traurige...
Da liegt das Dur in Es, in Ewigkeit.
Der Rhein, der fließt, darin: 1 Gold, 3 Nixen.
Und – dort! – ein Zwerg, sehr schleimig, voll von Neid.
Die drei, die woll’n ihn nicht, drum muss er tricksen.
«Aus Gold wird Ring!», denkt Alberich, und klaut das Zeug,
um Bruder und die Welt zu knechten.
Derweil ist Wotans Burg Walhall gebaut,
am Tag, im Urlaub und in vielen...
Plitsch – platsch – plitsch – platsch: Drei Akte lang ging das so. Wenn das Bayreuther Festspielhaus noch ein Tempel wäre, dann hätte Hermann Nitsch ihn im vergangenen Sommer entweiht – allein schon durch die Geräusche, die Farbe macht, wenn man sie eimerweise auf eine Leinwand schüttet, oder eher: wirft. Der Corona-Sommer machte es möglich, zu Wagners konzertant...