Blick zurück nach vorn
Die so genannte «Literaturoper» hat bekanntlich nicht den besten Ruf.
Zwar bleibt der Bedeutungsumfang des viel gebrauchten Begriffs meist im Ungefähren: Taucht das Phänomen der Adaption etablierter literarischer Sujets erst mit Debussys «Pelléas et Mélisande» und Strauss’ «Salome» auf oder fallen, um nur ein früheres Beispiel zu nennen, schon Verdis «frei» nachgedichtete Schiller-Opern unter diese Kategorie? Gleichwohl ist ein bald unterschwelliges, bald offen artikuliertes Unbehagen an der Zweitverwertung bewährter Romane, Novellen oder Theaterstücke für die Opernbühne weit verbreitet. Warum, so die entscheidende Frage, sollte ein poetischer Text, der für sich spricht, einer Vertonung bedürfen? Worin sollte der ästhetische Mehrwert einer Praxis bestehen, die eine Musikalisierung von Sprachkunstwerken betreibt, ohne dem Musiktheater wirklich neue Wege zu weisen? Fristet die «Literaturoper» nicht bloß eine parasitäre Existenz? Hängt ihr Leben, ihre Ausstrahlung nicht allein von der Substanz der Vorgaben ab, die sie ausschlachtet, ohne diesen ein Eigenes, ein Unverwechselbares hinzuzufügen?
Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich könnte man viele zeitgenössische ...
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Auch das bringt der Alltag an einem Doppelinstitut mit sich: Nach elf Jahren war die alte «Parsifal»-Inszenierung des damaligen Generalintendanten Kurt Horres erstmals beim Partner Duisburg zu erleben. Erst jetzt verfügt das Haus über die entsprechende Podien- und Hydrauliktechnik. Ein verstaubter Blick auf Richard Wagners Bühnenweihfestspiel? Jein. Was die...
Angesichts neuer Drehungen an der Sparschraube durch die öffentliche Hand müssen Experimente wohl überlegt sein. Umso erfreulicher, wenn kleinere, regional verankerte Theater sich an Ausgrabungen völlig unbekannter Werke wagen.
Der Opéra de Lausanne mag es dabei noch etwas leichter fallen, ein Risiko einzugehen. Nicht, dass Salieris Opera comica aus dem Jahre 1785...
Ein kleines schwäbisches Dorf im Stande der paradiesischen Unschuld, etwa um das Jahr 1780. Die Fruchtbarkeitsgöttin Ceres (Franziska Arndt), begleitet von ihrer Dienerin Phobe (Barbara Schedel), möchte die Dorfbewohner im Ackerbau und in der Viehzucht unterweisen. Zunächst aber begegnet sie nur Ungläubigkeit und Spott. Denn die einfältigen Bauern, die da...