Blick zurück nach vorn
Die so genannte «Literaturoper» hat bekanntlich nicht den besten Ruf.
Zwar bleibt der Bedeutungsumfang des viel gebrauchten Begriffs meist im Ungefähren: Taucht das Phänomen der Adaption etablierter literarischer Sujets erst mit Debussys «Pelléas et Mélisande» und Strauss’ «Salome» auf oder fallen, um nur ein früheres Beispiel zu nennen, schon Verdis «frei» nachgedichtete Schiller-Opern unter diese Kategorie? Gleichwohl ist ein bald unterschwelliges, bald offen artikuliertes Unbehagen an der Zweitverwertung bewährter Romane, Novellen oder Theaterstücke für die Opernbühne weit verbreitet. Warum, so die entscheidende Frage, sollte ein poetischer Text, der für sich spricht, einer Vertonung bedürfen? Worin sollte der ästhetische Mehrwert einer Praxis bestehen, die eine Musikalisierung von Sprachkunstwerken betreibt, ohne dem Musiktheater wirklich neue Wege zu weisen? Fristet die «Literaturoper» nicht bloß eine parasitäre Existenz? Hängt ihr Leben, ihre Ausstrahlung nicht allein von der Substanz der Vorgaben ab, die sie ausschlachtet, ohne diesen ein Eigenes, ein Unverwechselbares hinzuzufügen?
Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich könnte man viele zeitgenössische ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Musik spielte im Leben wie im Werk Goethes eine zentrale Rolle, von den anakreontischen Liedern des jungen Leipziger Studenten bis zu den opernhaften Elementen im großen Alterswerk, dem zweiten Teil des «Faust». Als Weimarer Theaterdirektor war Goethe nicht nur für das Schauspiel, sondern auch für die Oper zuständig. Hausmusik gehörte zu seinem Alltag: Goethe...
Parsifal» in einem offenen Orchestergraben: Das kann im Grunde genauso wenig funktionieren wie die «Meistersinger» unter dem Bayreuther Deckel. Mischklang und Verschleierungstaktik von Wagners letzter Partitur sind so detailliert auf die Spezifika im Festspielhaus abgestimmt, dass sie in anderen Opernhäusern automatisch verzerrt erscheinen – zur Kenntlichkeit...
Intendant Gerd Uecker wusste, was er wollte: Ein Hasse sollte es sein, zum Schutze des barockopernunerfahrenen Publikums, aber ohne die Hasse’sche Ausführlichkeit. Alessandro di Marchi arbeitete sich also in die ausladende Musiksprache des Sächsischen Hofkomponisten ein und brachte Hasses vierstündige Dresdener Debütoper «Cleofide» spielend auf gut zweieinhalb...