BLICK IN EINE ANDERE WELT

Wirth: Girl with a Pearl Earring ZÜRICH | OPERNHAUS

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Über das Leben Jan Vermeers ist relativ wenig bekannt, die Spuren seiner Biografie verlieren sich im Dunkel. Seine Bildsprache hingegen kennen wir. Rund 35 Gemälde des Delfter Barockmalers sind überliefert, darunter auch das vermutlich populärste – «Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge». Als Inspirationsquelle diente Vermeer bereits seinem Landsmann, dem niederländischen Komponisten Louis Andriessen: Für dessen 1999 uraufgeführte Oper «Writing for Vermeer» auf ein Libretto von Peter Greenaway benutzte Andriessen mehrere von Vermeers Gemälden als Vorlage.

 

Für den Komponisten Stefan Wirth ist der Maler in seiner neuen Oper «Girl with a Pearl Earring» eine Blackbox (der Maler verwendete eine solche in Form der Camera obscura zur Konstruktion seiner Bilder). In eben diese lässt er das Modell seines Gemäldes, die Dienstmagd Griet, in einer Szene hineinschauen; es soll sich ihr ein anderer Blick auf die Welt offenbaren. Wir sehen allerdings nicht, was genau Griet dort erblickt. Aber wir können es hören: Wirth schichtet einen gewaltigen, changierenden Akkordblock mit eigentümlichem Effekt zwischen Klangrausch und -rauschen zu einem beängstigenden Überwältigungsmoment.

«Girl with a Pearl ...

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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 65
von Bernd Künzig

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