Bizarre Traumwelt
Fast zehn Jahre hat sich Pascal Dusapin für sein viertes Bühnenopus «Perelà – uomo di fumo» Zeit genommen. Und – um es vorweg zu sagen – jede Minute der ausgedehnten Inkubationsphase hat sich ausgezahlt: ein großer Wurf! In dem durch einen Roman des italienischen Futuristen Aldo Palazzeschi («Il codice di Perelà», 1911) inspirierten, 2003 an der Pariser Bastille-Oper uraufgeführten Stück zieht der 1955 geborene Komponist gleichsam die Summe seines bislang vorliegenden Œuvres.
Schon die zahlreichen virtuos-profunden Beiträge zur Kammermusik, Chor- und Orchesterliteratur sowie die vorausgegangenen musikdramatischen Versuche («Romeo & Juliette», 1989; «Medeamaterial», 1992; «To Be Sung», 1994) hatten erkennen lassen, mit welcher Souveränität und Geistesgegenwart Dusapin aus den Aufgaben, die er sich von Fall zu Fall stellte, Funken zu schlagen versteht. Hier artikulierte sich der Exponent eines postmodernen Stilpluralismus, der – seltenes Glück! – weder auf schicke Beliebigkeit noch wohlfeile Exotismen zielt, sondern bei aller Offenheit für die akustischen Zeichen der Zeit eine sinnliche Logik im Heterogenen aufzuspüren sucht. Anders formuliert: Das Organisationsprinzip der ...
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