Bilder eines Lebens
Mein Bild ist meine Bühne», sagte der Maler William Hogarth einmal über sich selbst. Sprach’s und setzte es in Kunst um: Zwischen 1733 und 1735 widmete er acht gesellschaftskritische Gemälde und Stiche «A Rake’s Progress», dem Werdegang eines Wüstlings – und inspirierte gut 200 Jahre später Igor Strawinsky und seine Librettisten zu einer fast gleichnamigen Oper rund um den nach Lebenslust strebenden, dann jedoch am Leben zerbrechenden Tom Rakewell.
Am Staatstheater Augsburg wird die Bühne bei «The Rake’s Progress» nun wieder zum Bild: Mehrere Dioramen lässt Nikolaus Webern ungefähr einen Meter über der Drehbühne im Martini-Park kreisen; sie zeigen sowohl das paradiesische Gärtlein der ländlichen Familie Trulove, als auch die Treppenstufen zu Toms Londoner Haus, den Friedhof mit ausgehobenem Grab sowie zuletzt einen reinweißen Raum mit antikisierenden Säulen, der Toms Wahnwelt im Irrenhaus als Gefilde eines jenseitigen Elysiums evoziert. In ihrem liebevollen, britisch inspirierten Detailreichtum eignet diesen Schaukästen etwas Zitathaftes, wie ja auch die Musik die Opernformen insbesondere des 18. Jahrhunderts zitiert.
Das Stück kann in schwächeren Aufführungen deshalb nach einer ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Michael Stallknecht
JUBILARE
Kiri Te Kanawa kam Ende der 1960er-Jahre aus ihrer neuseeländischen Heimat nach London, dessen Royal Opera House sie immer besonders verbunden bleiben sollte. Dank ihrer erlesen timbrierten und edel konturierten Stimme etablierte sie sich zunächst als Mozart-Sopran, eroberte sich nach dem Debüt als Desdemona im Jahr 1974 an der New Yorker Met auch das...
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