Beziehungsprobleme

Bremen, Britten: Ein Sommernachtstraum

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Der «Lohengrin»-Frust sitzt offenbar tief bei Barrie ­Kosky. Während seiner Arbeit an Brittens «Sommernachtstraum» ließ er über die Medien erst mal jede Menge Wien-Schelte vom Stapel, um zu betonen, wie unvergleichlich viel freier die Produktionsbedingungen im hanseatisch aufgeschlossenen Bremen seien. Aber das Ergebnis zeigte dann, dass ein biss­chen mehr Kontrolle dem seinen Einfällen offenbar völlig unkritisch gegenüberstehenden Regisseur durchaus gut getan hätte.

Die durch stumme und andere Zusatzszenen auf fast vier Stunden gedehnte Inszenierung quoll über von oft allzu oberflächlich und simpel gestrickten Ideen unterschiedlichster Couleur, angesichts derer die Poesie des Werkes bis auf wenige Ausnahmen (etwa dem Finale des zweiten Aktes) hoffnungslos auf der Strecke blieb.
Oberon, eine Tunte im Glitzerfummel, die Handwerker als Altmänner-Turnerriege an der Ballettstange, trippelnde Elfen im gefiederten Revuegirlschmuck, der zum Esel verwandelte Zettel mit einem bis zum Knie aus der Hose he­raus­hän­genden Riesenphallus, Wasserschlachten wie in der Provinzposse, danach die beiden Liebes­paare (darunter der Tenor mit vor Fett schwabbelndem Körper) in Unterwäsche ...

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Opernwelt März 2006
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Gerhart Asche

Vergriffen
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