
Siri Karoline Thornhill (Orasia) und Chor; Foto: Falk von Traubenberg
Berührend
Tja, so ist das, wenn Hände sprechen können. Es ist anders, anders intensiv. Es bedarf nicht der Berührung der Körper, keiner direkten sinnlichen Annäherung. Hände vermögen Gefühle, Gesten, Gedanken in einer Weise auszudrücken, die uns heute anachronistisch erscheinen mag, zur Zeit der Barockoper indes gang und gäbe war. Wie beispielsweise auch in Georg Philipp Telemanns 1726 uraufgeführter Oper «Orpheus oder Die wunderbare Beständigkeit der Liebe».
Ein Werk, das (allzu) lange in der Schublade lag.
Sigrid T’Hooft, Musikwissenschaftlerin und regieführende Expertin für historisch informierte Aufführungspraxis, hat es am Theater für Niedersachsen nun aus der Versenkung geholt und im schmucken Bühnenbild sowie den barockaffinen, zugleich absolut kindertheatertauglichen Kostümen von Stephan Dietrich ziemlich exakt so inszeniert, wie es weiland wohl auf die Bühne gelangte – als ein Theater der Empfindsamkeit aus dem Geiste barocken Affektgehalts.
Der Abend mutet an wie eine Reise in die Vergangenheit. Man kennt das einfach nicht mehr im modernen Regietheater: dieses Distanzierte, Parfümierte, Distinguierte, dieses allegorische Umschiffen der Konfrontation. Man ist aber auch überrascht ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Jürgen Otten
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