Belcanto mit Joghurt
Doch. Man wird bei Laura Scozzis Neuinszenierung von «Benvenuto Cellini» drei Stunden lang gut, teilweise sogar blendend unterhalten. Aber nach der mit Spannung erwarteten ersten Opernpremiere des neuen Staatsintendanten Peter Theiler vermag ich dennoch nicht in Jubel auszubrechen. Denn der Abend war zwar kurzweilig und in sich stimmig, er bot zum Teil großartige Stimmen, aber er hat nicht wirklich berührt. Das hat natürlich auch mit dem Stück zu tun, nicht nur mit der Interpretation.
So ungewöhnlich die Handlung ist (mit einem (selbst-)verliebten Künstler, Handwerker, Charmeur und Mörder als Titelhelden, mit den ersten streikenden Arbeitern der Opernbühne und einem – hier kiffenden – Papst), so ungewöhnlich ist auch die Musik: Sie sprengt zwischen Opéra comique und großer Oper alle Gattungs- und Stilkonventionen, pendelt zwischen heroischen und komödiantischen Szenen, romantischem Gefühl und buffoneskem Humor. Die Regisseurin hat sich, auch wenn sie damit die ursprüngliche Intention des Komponisten trifft, allzu sehr aufs Komödiantische verlegt. Sichtlich kommt sie von der Choreografie. Sie versetzt das Werk in die Gegenwart, distanziert sich vom hohen Opernsockel und wirft sich ...
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Ihren größten Trumpf spart sich Joyce DiDonato ganz bis zum Schluss auf: Mit Dejaniras Wahnsinnszene «Where shall I fly» aus dem Oratorium «Hercules» schließt sie ihr erstes Solorecital bei Virgin ab. Eine kluge Entscheidung, denn in dieser Partie ist die Amerikanerin tatsächlich konkurrenzlos: Dass die gattenmordende Königin nach ihrer eigenen Einschätzung der...
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