Bekennender Enthusiast
Leserinnen und Leser der «Opernwelt» werden sich des Frankfurter Kritikers Hans-Klaus Jungheinrich erinnern. Wobei die Stadt keineswegs unerheblich ist. Denn Jungheinrich, auch der Autor, stand für eine Art Frankfurter Schule der Musik-Publizistik in der Nachfolge der «Kritischen Theorie» mit ihrem Haupt-Exponenten Theodor W. Adorno, der für den Diskurs der Moderne von entscheidender Bedeutung war.
Aber Frankfurt wäre nicht eine Stadt der Widersprüche, hätte es da keine Risse gegeben: Gerade die Kraft seines dialektischen Denkens verhinderte die Verklärung zum Kirchenvater im Sinne des von Adorno attackierten «Leitbilds». Auch war Frankfurt gleichermaßen die Stadt Brechts, des Jazz, des Films und Hindemiths – von Adorno mit Skepsis bis Polemik bedacht. Progressives Engagement bewegte sich in diesem Spannungsfeld. Entsprechend undogmatisch verfuhr Jungheinrich, dem die große Tradition ab Monteverdi ebenso am Herzen lag wie die neue Musik in ihrer außerordentlichen Vielfalt. Starkult war ihm so suspekt wie Sektierertum aller Art, samt manch analytischer Erbsenzählerei. Stattdessen eigneten ihm Neugier, Enthusiasmus und Hedonismus.
Zwei Bücher Jungheinrichs, nun in Neuauflagen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt August 2021
Rubrik: BÜCHER des Monats, Seite 25
von Gerhard R. Koch
Die Pandemie hat dem Musiktheater auch einige positive Überraschungen beschert: Die Bayerische Staatsoper beispielsweise präsentierte einen instrumental von Eberhard Kloke stark abgerüsteten, delikat durchhörbaren «Rosenkavalier», an der Kammeroper Wien kam ein instrumental wie vokal verschlankter «Tristan» heraus, und auch die Deutsche Oper am Rhein servierte an...
Die Götter tragen Weiß. Blütenreines, blitzsauberes Weiß. Sieht wirklich gut aus: schick, elegant, lässig. Vielleicht ein bisschen überkandidelt. Aber Götter dürfen dergleichen. Gilt doch für sie, mehr noch als für uns Irdische und ihrem Selbstverständnis nach die von Immanuel Kant in seiner «Kritik der reinen Vernunft» entwickelte Idee, derzufolge Raum und Zeit...
«Alle maskiert, alle maskiert, wo Spaß und Tollheit und Lust regiert!» Wer sich in den Foyers und im Saal der Komischen Oper umschaut, muss an Johann Strauss’ «Eine Nacht in Venedig» denken. Über die Bühne geht dann aber ein anderes Werk des Walzerkönigs: «Der ‹Zigeuner›baron», wie er hier heißt. Die 100- Minuten-Fassung von Tobias Kratzer ist nicht nur...