Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle

Angela Denoke als Salome, Waltraud Meier mit Mahler und Isoldes Liebestod, Daniel Barenboim und Pierre Boulez mit Liszt: Festspielzeit in Baden-Baden

Frau Merkel war auch da. Saß nur zwei Plätze links von uns. Auf dem Sitz dazwischen nicht einmal ein Bodyguard, sondern der Regisseur des Abends, Nikolaus Lehnhoff. So kann es gehen, in Baden-Baden. Bei der Premiere, drei Tage zuvor, soll der kulturaffine Geldadel komplett gewesen sein. Auf der Gästeliste: Spitzen der Deutschen Bank, Wirtschaftsweise, Karajans Nachlassverwalter, Brigitte Oetker, Frank Elstner, für den man hier ein altes E-Werk zum TV-Studio umgebaut hat. Auch Norbert Lammert, der Bundestagspräsident, ein alter Opernfan. Baden-Baden hält Hof.

Festspiele sind ja hier immer, seit es ein Festspielhaus gibt. Aber manchmal geht es noch festspielmäßiger zu als sonst. Wie kürzlich an Pfingsten: Daniel Barenboim und Pierre Boulez, Waltraud Meier und Elina Garanˇca, «Idomeneo» und «Salome», zwei Berliner Orchester im Duell, früh um neun «Musikalisches Morgenerwachen», abends um neun ein Jazz-Dessert. Alles voll, alles möglich an der Oos. Vor gut zehn Jahren war das Festspielhaus neu und pleite. Was für ein Weg.

Andreas Mölich-Zebhauser kann die Brust gar nicht genug herausstrecken, wenn er Kanzlerin und Künstler hinter der Bühne zusammenführt. Das hier ist sein Werk und er ...

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Opernwelt August 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Stephan Mösch

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