Bei Daland & Co.

Barcelona, Wagner: Der fliegende Holländer

Opernwelt - Logo

Blutrot schießt die virtuelle Gischt in die Höhe, als die Mannschaft des Holländers, kurz vor dem finalen Show­down, ihr «Johohoe!» anstimmt. Vom Winde verweht ist die eben noch von Cheerleadern und reichlich Dosenbier animierte Partylaune der Belegschaft der Fischfabrik Daland & Co. Während das Schicksal in stürmischen Sechzehntel-Wellen über das feiernde Arbeitsvolk hereinbricht und schon alles wild durcheinander rennt, führen zwei nackte Furien aus dem Corp de Ballet hinter Glas einen erotischen Veitstanz auf.

Merke: Lust und Leid liegen dicht beieinander, wo die Lenden glühen, lodert auch das Höllenfeuer.
Sogar (und gerade) dort, wo sich die Macht des Sexus aufs Oberstübchen beschränkt – wie bei Senta. Natürlich ist ihre Obsession mit dem Holländer ein Hirngespinst. Eine idée fixe freilich, die Senta nach dem Verlust des Angebeteten («Erfahre das Geschick») vollends aus der Bahn wirft. Bis zum zweigestrichenen h treibt Wagner ihre Verzweiflung («Hier steh’ ich, treu dir bis zum Tod!»), bevor sie zum erlösenden Sprung in die Fluten ansetzen darf.
Die psychische und emotionale Energie, die das Projektionsverhältnis zwischen Dalands Tochter und dem Holländer unter Strom setzt, ist ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2007
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Gedämpfte Farben

2005 wurde Nina Stemme in der «Opernwelt» zur «Sängerin des Jahres» gewählt. Im selben Jahr war sie Bayreuths vielbewunderte Isolde in Christof Marthalers wenig bewunderter Inszenierung. Die schwedische Sopranistin hat es klug vermieden, sich danach als Wagner-Stimme abstempeln zu lassen. Statt landauf, landab als Isolde oder Sieglinde zu gastieren oder gar, was...

Nach neunundsiebzig Jahren: «Die ägyptische Helena» an der Met

Zum Kernrepertoire der Met zählt «Die ägyptische Helena» nicht gerade. Man muss bis 1928 zurückgehen, um auf die letzte Aufführung zu stoßen. In der Kritik hagelte es damals Verrisse, und an dieser Reserve hat sich in New York bis heute, da das Stück für Deborah Voigt wieder ausgegraben wurde, nichts geändert. Voigt ist eine Helena, die einem alten Film entstiegen...

Biedere Anzüglichkeit

Ob dieses Stück seit seiner Uraufführung 1995 wirklich bereits fünfzig Neuinszenierungen erlebt hat, wie gesagt wird? Denkbar wäre es schon. «Powder her Face» hat alles, was eine neue Oper braucht, um in die Stadttheater zu drängen. Einen schnellen, nachvollziehbaren Plot, etwas Humor, etwas Tragödie, etwas Wahrheit, brillante Gesangspartien, wenig Irritationen und...