Bayreuther Puppenkiste
Frech ist der Mann ja: Während seine Regisseurskollegen an den Opernhäusern der Welt unter dem schier unerfüllbaren Anspruch ächzen, eine gegenwartstaugliche Perspektive für Wagners «Ring»-Tetralogie zu finden, wirft der sechsunddreißigjährige Stefan Herheim kurzerhand das Werk, seinen Schöpfer und die gesamte Rezeptionsgeschichte von Nietzsche über Hitler bis zu den Bayreuther Festspielgästen des 21. Jahrhunderts in einen Topf.
Das Ganze dreimal umgerührt und mit einem Dutzend prächtiger Einfälle gewürzt – und fertig ist das «Rheingold», das jetzt an der lettischen Nationaloper den Start eines neuen, mit dem norwegischen Bergen Festival koproduzierten «Nordischen Rings» markiert. Das Bayreuther Festspielhaus selbst ist das Walhall, in das Herheim seine Götterfamilie einziehen lässt, und Gottvater Wotan ist, ebenso wie Loge, Alberich und Mime, nichts anderes als eine Erscheinungsform des Meisters selbst, der in seiner Villa Wahnfried am Flügel sitzt, inspirierend umschwebt von der deutschen Geisteselite eines halben Jahrtausends. Tiefsinniges Philosophieren über Macht und Menschheit interessiert den norwegischen Regie-Star nicht, stattdessen serviert er eine lockere ...
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