Bananentheater
Wir kennen die Geschichte, aber wir kennen sie nicht in dieser Gestalt, nicht mit diesen Ausbuchtungen, nicht in dieser Konsistenz. Es ist eine andere Geschichte, die hier erzählt wird: eine Geschichte, in der die beiden anderen Geschichten, die gewöhnlich nacheinander erzählt werden, zusammenfließen wie zwei breite Ströme. Mit anderen Worten: Calixto Bieito und sein Dramaturg Xavier Zuber haben die Zwillings-Verismo-Einakter «Cavalleria rusticana» und «I pagliacci» neu montiert und präsentieren an der Staatsoper Hannover beide Werke als ein Kammerspiel der Moderne.
Schon die Verortung des Geschehens führt uns aus der Atmosphäre des Mediterranen: kein Sizilien, kein Kalabrien nirgendwo. Die Bühne von Ariane Isabell Unfried und Rifail Ajdarpasic zeigt eine trostlose Grünanlage am Rande einer (imaginären) Stadt. Eine Blechbude links (später steht sie an der Rückwand), zwei, drei Rasengevierte, dazwischen Beton mit gelben Fahrbahnmarkierungen: letztlich ein zeit-, ort- und heimatloser Raum. Die Menschen darin, wen wundert es noch, sind sämtlich verlorene Seelen.
Und darin liegt das eine Problem der Inszenierung: Auf die Dauer langweilt die Monochromie des Vegetierens und Vagierens. ...
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Anselm ist Student. Natürlich, er muss Student sein, denn schon in der Romantik heißen die des Lebens nur halb Tüchtigen gern Anselm(us). Sein Lehrer Johann hat ihn beauftragt, aus dem Christophorus-Stoff ein Quartett zu schreiben; doch Anselm – auch darin ein Romantiker – bekommt das Sujet in der vorgegebenen Form nicht in den Griff und wählt lieber die Großform...
Es geht die Kunde durchs Land, die Augsburger Puppenkiste halte Ausschau nach einem neuen Stoff. Man ist geneigt, ihr einen Betriebsausflug nach Köln anzuraten. Dort steht seit den fünfziger Jahren ein Opernhaus, das mittlerweile so marode ist, dass täglich die Schließung droht. Ein Gutachten der Stadt besagt, dass eine Sanierung mit rund einhundertzweiundvierzig...
Intendant Gerd Uecker wusste, was er wollte: Ein Hasse sollte es sein, zum Schutze des barockopernunerfahrenen Publikums, aber ohne die Hasse’sche Ausführlichkeit. Alessandro di Marchi arbeitete sich also in die ausladende Musiksprache des Sächsischen Hofkomponisten ein und brachte Hasses vierstündige Dresdener Debütoper «Cleofide» spielend auf gut zweieinhalb...