Banalität des Bösen
Vielleicht ist der Zusammenhang zufällig. Aber der Auftrieb der nationalistischen Kräfte in Deutschland und ihre Versuche, die Geschichte des Rassismus nach ihrer Ideologie zu «korrigieren, scheint die Theater zu deutlichen Stellungnahmen zu animieren.
Dazu gehört die Konjunktur von Viktor Ullmanns Kammeroper «Der Kaiser von Atlantis», die im Konzentrationslager Theresienstadt komponiert und von einem hochkarätig besetzten Ensemble – darunter der Dirigent Raphael Schächter und der Bariton Karel Berman – im Sommer 1944 bis zur Generalprobe einstudiert wurde; danach wurden die meisten Mitwirkenden ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. In Wien, Dresden und Köln stand das Werk auf dem Spielplan, demnächst folgen Kaiserslautern und Basel. Und auch an der Werkstattbühne der Bonner Oper wurde das Stück gegeben, in Zusammenarbeit mit dem Beethovenfest, das unterm Generalthema «Schicksal» nicht nur des Meisters Fünfte, sondern auch manche durch Krieg und Verfolgung traumatisierte Musik des 20. Jahrhunderts vorgestellt hat.
Dabei ist die Inszenierung von Ullmanns Meisterwerk, das parabelhaft, aber unverkennbar spiegelbildlich auf den Terror der Nazis und die Grauen ...
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Opernwelt November 2018
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Michael Struck-Schloen
Der Komponist Mathias Spahlinger ist ein rigoroser Verächter der Postmoderne in einem doppelten Sinn: Künstlerisch lehnt er jede Rückversicherung bei angeblich intakten Traditionen ab, erst recht allfällig wohlfeiles anything goes. In solcher Entschiedenheit steht er Helmut Lachenmann nahe. Außerdem ist er dezidierter Linker, vertraut nicht im mindesten dem juste...
Es ist 60 Jahre her, dass sich ein «zierliches, dunkelhaariges Mädchen mit strahlenden Augen [und] einem wie von Murillo gemalten Gesicht», so berichtet die Chronik des Glyndebourne Festivals, als Cherubino in die Herzen der Besucher sang: die damals 23-jährige spanische Mezzosopranistin Teresa Berganza. Wenig später stand sie neben der (Cherubini-)Medea von Maria...
Zum Prädikat «letztgültig» hat es nicht mehr gereicht. Die «Uraufführung» 1959 in Moskau, sechs Jahre nach dem Tod Sergej Prokofjews, ist eher als Director’s Cut einzuordnen. Und wer weiß, was noch geworden wäre: ein, zwei Bilder weniger? Eine Straffung und Glättung, damit verbunden eine Verharmlosung der Tonsprache? Oder, angesichts des heraufdämmernden...