Avantgarde und Rock 'n' Roll
Das Miller Theater an der Columbia University in Manhattan – es war Schauplatz mehrerer wichtiger Uraufführungen (u. a. von Gian Carlo Menottis Zweiakter «The Medium») – feiert in diesem Jahr die Eröffnung seiner neuen Spielstätte vor 30 Jahren. Seit jeher stehen dort Werke des Barock und unserer Zeit im Zentrum des Programms. Nun präsentierte das Theater zum ersten Mal eine Oper, die es selbst – gemeinsam mit der Washington National Opera und Opera Omaha – in Auftrag gegeben hatte: «Proving Up».
Weil die 37-jährige Komponistin Missy Mazzoli und ihr Librettist Royce Vavrek bislang Stücke von bestechender Qualität geliefert hatten, waren die Erwartungen hochgespannt. Ihre musiktheatralische Adaption des Lars von Trier-Films «Breaking the Waves» etwa, im September 2016 an der Opera Philadelphia uraufgeführt, stufte die amerikanische Kritik als stärkste neue Oper jenes Jahres ein. Im Dialog mit dem Regisseur James Darrah hatten Mazzoli und Vavrek eine trostlose Welt voller Spannungen geschaffen, die klanglich immer auf den Punkt gebracht war. Auch ihr erster Wurf, die 2012 vorgestellte Kammeroper «Song from the Uproar», erzielte lebhafte Resonanz. Inzwischen wurde bekannt, dass Missy ...
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Opernwelt November 2018
Rubrik: Magazin, Seite 74
von David Shengold
Man schreibt das Jahr 2004, da suchte das Theater Heidelberg einen Generalmusikdirektor. Ein Hannoveraner überzeugte beinahe alle – nur das Orchester hielt ihn mit 24 Jahren für zu jung. Widerwillig billigte es dem Aspiranten eine Probe-Aufführung zu, «Tannhäuser». Er kannte das Stück als Korrepetitor, dirigiert hatte er es nicht. Und so betrat er am 3. Juni,...
Es ist 60 Jahre her, dass sich ein «zierliches, dunkelhaariges Mädchen mit strahlenden Augen [und] einem wie von Murillo gemalten Gesicht», so berichtet die Chronik des Glyndebourne Festivals, als Cherubino in die Herzen der Besucher sang: die damals 23-jährige spanische Mezzosopranistin Teresa Berganza. Wenig später stand sie neben der (Cherubini-)Medea von Maria...
Langsam schreitet eine weiß gepuderte und perückte Adelsgeselllschaft zum Te Deum in die von Christian Schmidt naturalistisch nachgebaute römische Kirche Sant’ Andrea della Valle. Ein greiser Kardinal führt die Riege stocksteifer katholischer Würdenträger an. Scarpia singt sich währenddessen in einen solchen sexuellen Rausch, dass er sein Umfeld überhaupt nicht...