Aus empathischer Distanz
Die Realität ist bloß eine Illusion, verursacht durch mangelnden Alkoholgenuss», schrieb jemand, der sich auf solche Ausfallserscheinungen offenbar nicht einlassen wollte, an eine Hauswand in der Wiener Innenstadt. Wir wissen nicht, ob der Schreiber irgendetwas mit Oper zu tun hatte; sicher ist jedenfalls, dass er den Signori Cilea, Giordano, Leoncavallo, Mascagni und Puccini mit einer solchen Behauptung nicht hätte unter die Augen treten dürfen, wiesen doch gerade diese Herren der Wirklichkeit eine besondere Rolle zu.
«Heut’ schöpft der Künstler kühn aus dem wirklichen Leben schaurige Wahrheit», verkündet Tonio in Leoncavallos «Der Bajazzo» programmatisch das Anliegen des Verismo. Wobei solche Wahrheits-Schauer zugleich enthüllen, dass es doch wieder nicht die Realität des Alltags ist, sondern eine der Bühne. Also doch Illusion – im Fall von Mascagnis «Cavalleria rusticana» auch mit reichlichem Alkoholgenuss verbunden. Viva il vino spumeggiante!
Der Lava spuckende Ätna auf dem Cover der Neueinspielung dieses legendären Einakters durch Marek Janowski und die Dresdner Philharmonie weckt indes Erwartungen, denen die Aufnahme nicht immer gerecht wird. Janowski, seit Januar 2019 an ...
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Opernwelt Juli 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 36
von Gerhard Persché
Er war der letzte Zeuge einer großen Epoche französischer Gesangskunst. 1924 im südfranzösischen Béziers geboren, erhielt Gabriel Bacquier seine Ausbildung am Pariser Conservatoire und trat 1953 am Brüsseler Théâtre de la Monnaie sein erstes festes Engagement an. 1956 wechselte er an die Pariser Opéra Comique und wurde drei Jahre später Mitglied der Opéra, deren...
Es ist ein Glücksfall für Adrienne Goehler, die Herausgeberin dieses Buches, dass das bedingungslose Grundeinkommen (kurz: BGE) in der derzeitigen ökonomischen Situation wieder mehr diskutiert wird. Dabei hat Goehler auch sonst nie Scheu gezeigt, über Dinge zu sprechen, die gerade nicht auf der Tagesordnung stehen, und häufig wählt sie dabei einen Ansatz, den...
Am 3. Mai verstarb in New York die Mezzosopranistin Rosalind Elias im Alter von 90 Jahren. Die Amerikanerin libanesischer Herkunft erhielt ihre Ausbildung in Boston, Tanglewood und Rom. Obwohl sie international erfolgreich war und in vielen Schallplattenproduktionen mitwirkte, bleibt ihr Name vor allem eng mit der Geschichte der Metropolitan Opera verbunden. 54...