Aus dem Geiste Brechts
All jene Inszenierungen von «Tristan und Isolde», die wirklich in die Interpretationsgeschichte eingegangen sind, bedienen Wagners äußerlich so aktionsarme «Handlung» und ihren hochromantisch gestimmten Lobpreis der Nacht mitnichten. Die feministische Kommunistin Ruth Berghaus verbot ihren Darstellern in Hamburg gar dezidiert jegliche Geste des Verliebtseins und verlegte das Geschehen kurzerhand in kosmische Sphären.
Auch ihr linker Ostberliner Schriftstellerkollege Heiner Müller zwängte seine Wagnerheroen in Bayreuth ins choreographische Korsett, schaltete zum Höhepunkt des Liebesduetts dann einfach das Licht aus.
Noch einen Schritt weiter ging nun Tiago Rodrigues in Nancy und wendete die Maximen des epischen Theaters mit maximaler Konsequenz (glücklicherweise nicht ideologisch verengend, sondern mit einigem Humor) auf das kompositorisch kühnste Opus des Gesamtkunstwerkers an. Dabei gerät das Gipfeltreffen von Richard Wagner und Bertolt Brecht glückvoll. Tiago Rodrigues inszenierte an der Opéra national de Lorraine seine erste Oper überhaupt und wagte gleich eine Extraportion an emotionaler Distanzierung. Der portugiesische Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und aktuelle ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Peter Krause
JUBILARE
Michail Svetlev kam am 6. März 1943 in Sofia zur Welt. Hier, in der bulgarischen Hauptstadt, betrieb er zunächst theologische Studien. Erfolge bei Gesangswettbewerben ebneten ihm jedoch den Weg zu einer eindrücklichen Laufbahn als Opernsänger. Anfang der 1970er-Jahre war Svetlev Tenor im Ensemble des Gärtnerplatztheaters in München. Bald folgten...
Am schlimmsten trieb es – nein, kein Kritiker. Ein Komponist war’s, wiewohl: ein tief gekränkter. Wer Hugo Wolfs Rezensionen liest, reibt sich verwundert die Augen, derart deftig, geradezu niederträchtig wühlt der Wolf im Schafspelz im Räderwerk der Worte, um den «inkriminierten» Gegenstand in den Orkus zu schicken – und dessen Schöpfer am besten gleich mit. Ein...
Zu spekulieren, ob Mozart sich auf den Pisten des nach ihm benannten Salzburger Ski-Verbundes «Amadè» oder in der unter gleichem Namen im Internet angepriesenen «Erlebnis-Therme» wohlgefühlt hätte, erübrigt sich in Ermangelung solcher Stätten zu seinen Lebzeiten. Ohnehin dürfte «Mens sana in corpore sano» nicht zu den Lebensmottos des Genies gehört haben. Keinen...