Augen zu, Ohren auf
Schnee liegt im Winter auf den Bergen rund um Erl, Schnee liegt auch auf der Bühne der Tiroler Festspiele, inmitten von allerlei brüchigem Mobiliar. Die kosmische Ordnung ist zertrümmert, der Frühling kehrt nicht wieder – so erzählt es Nikolai Rimski-Korsakow in «Snegurotschka», seit Mutter Frühling und Väterchen Frost miteinander das titelgebende «Schneeflöckchen» gezeugt haben. Eher nach der Mutter kommend, will es zu den Menschen, an die Sonne, auch wenn das für ein Schneeflöckchen naturgemäß Gefahr bedeutet...
Mit der Bearbeitung des gleichnamigen Märchendramas von Alexander Ostrowski folgte Rimski-Korsakow laut eigener Auskunft der «Neigung zu altrussischen Gebräuchen und zum heidnischen Pantheismus». Die Partitur verblendet vogelzwitschernde Naturmystik mit avancierter Harmonik und Rhythmik, Volksmusikalisches und Kirchentonales mit einer gänzlich unwagnerianischen Leitmotivtechnik, Genrevolksszenen wie das Austreiben des Winters in der Butterwoche mit der raffinierten Instrumentation, für die Rimski-Korsakow zu Recht berühmt ist – alles unter dem Primat eines epischen Erzählens, das es mit Strichen und zwei Pausen in Erl auf viereinviertel Stunden bringt (Dass ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Michael Stallknecht
Pergolesis heiteres Intermezzo «La serva padrona» schlug 1752 in Paris wie eine Bombe ein. Die davon ausgelöste «Querelle des bouffons», bei der es um die von Rousseau aufgeworfene Frage ging, ob man die französische Sprache überhaupt vertonen und singen könne, hielt das intellektuelle Paris in Atem. Es blieb einem Italiener, dem aus Parma kommenden Egidio Duni...
Mozarts und Da Pontes Anti-Held – ist er ein erotischer Wüstling und Anarchist oder doch bloß Projektionsfläche seiner geschändeten Frauen? Am Staatstheater Kassel wird das zunächst nicht thematisiert. Denn im Fokus steht erst einmal die «Raumbühne» des Opernhauses. Hier dürfen Don Giovanni und seine Crew auftrumpfen oder müssen sie untergehen. Hausszenograf...
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